Santa Cruz, La Paz, Uyuni oder Tititcaca-See? Ihr könnt euch nicht entscheiden und sucht noch nach dem perfekten Bolivien Reisetipp? Lest hier über meine persönlichen Erfahrungen und Must-Sees von meiner letzten Bolivien-Reise.
Nach 13 Jahren Abstinenz ist es endlich so weit. Welcome back in Südamerika! Ich lande an einem Sonntag nach 15 Stunden Flug in Santa Cruz de la Sierra. Ich trete nach draußen und zack da isser – der für mich typische Südamerika-Geruch. Überall riecht es nach Asado (Gegrilltes) und meine Erinnerungen an meine Südamerika-Zeit sind präsenter denn je 🙂 Asados haben einen hohen sozialen Stellenwert und werden gemeinsam mit der ganzen Family am Wochenende zelebriert. Da meine Familie jetzt aber einige Tausend Meter entfernt ist, befasse ich mich wieder mit dem Hier- und Jetzt. Eine Sache ist sicher, dass was ich in den nächsten Tagen erlebe, werde ich niemals wieder vergessen. Bolivien hat mich verzaubert und daher kommt hier mein Bolivien-Reisetipp.
Bolivien Reisetipp Nr. 1: Sightseeing in Santa Cruz
Als erstes geht es zum historischen Kern, dem Plaza 24 de Septiembre, der im 16 Jh. von den Spaniern gegründeten Stadt. Eine entspannte Atmosphäre macht sich breit. Ich fühle mich direkt wohl. Herzlich Willkommen in Bolivien! Die Einheimischen sitzen entweder auf den zahlreichen Bänken des Parks, schlendern mit Kind und Kegel dort entlang oder lassen sich ihre Schuhe von den sog. Shoeshinern polieren. Leider ist die Kathedrale heute geschlossen, so dass wir das Mansion Catholic Charismatic Center of Evangelization besuchen. Ich habe noch nie eine solch interessant gestaltete Kirche gesehen und laut Aussage unseres Guides geht es hier bei den Gottesdiensten richtig ab. Wir besuchen das gerade eröffnete Café Buena Vista Lab & Store. Hier erfahren wir eine Menge über die Produktion von Kaffee, Anbaugebieten und probieren bei einer interessanten Verkostung den besten bolivianischen Kaffee, ever! Und derzeit noch ein echter Geheimtipp. Den Abend lassen wir in einem typisch bolivianischen Restaurant, dem La Casa del Camba ausklingen. Wow – was ein beeindruckender, erster Tag!
Plaza in Santa Cruz
Bolivien Reisetipp Nr. 2: Sucre – die schöne Weiße
Weiter geht es nach Sucre. Die wunderschöne, weiße Kolonialstadt gilt als eine der am besten erhaltenen Kolonialstädte Südamerikas. Sucre ist die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens und für ihre Schokoladen-Spezialitäten bekannt. Bevor es ans Naschen geht, besuchen wir den Palacete de La Florida, Sitz des ehemaligen Präsidenten Don Aniceto Arce Ruiz. Das riesige, immer noch sehr imposante Anwesen liegt versteckt, etwas außerhalb der Stadt. Auf einer Führung erfahren wir mehr Details über die Vergangenheit Boliviens. Danach fahren wir zum Kloster San Felipe de Neri. Auf dessen Dach spazieren wir herum und genießen einen fantastischen Ausblick über die „Weiße Stadt“. Bei der Location inklusive des Ausblicks fotografieren wir uns fest ;-). Irgendwann schaffen wir den Aufbruch und wir fahren zum nächsten Kloster, La Recoleta.
Kloster San Felipe de Neri
Museen in Sucre
Es geht weiter zum Museum of Indigenous Art ASUR, wo wir indigene Handwerkskunst bestaunen. Eigentlich reicht es mir für heute mit Museen, aber da habe ich wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mit mäßiger Motivation komme ich am Museo del Tesoro an. Das Museum ist in einem alten, wunderschönen Kolonialbau untergebracht und nach Eintritt erlebt man ein Museum der besonderen Art. Ich hätte niemals gedacht, dass ich jemals ein Interesse für Bodenschätze entwickeln könnte – doch das Museo del Tesoro hat es geschafft 😊In Neugier erweckenden und kreativ gestalteten Schaukästen werden die zahlreichen Bodenschätze Boliviens präsentiert. Im Nachhinein kann ich euch sagen, dieses Museum hat unbedingt einen Besuch verdient und es lohnt sich auf jeden Fall dort seine Zeit zu verbringen.
Bolivien Reisetipp Nr. 3: Die Ruinenstätte von Tiwanaku (Tiahuanaco) – ein mystischer Ort
Ungefähr 70 Kilometer von La Paz entfernt, in den bolivianischen Anden liegt die präkolumbianische Ausgrabungsstätte Tiwanaku. Seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählend, tauchten wir hier in die geschichtliche Periode vor der bekannten Inka-Kultur ein. Wirklich sehr beeindruckend doch die Geschichte ist so komplex, dass man sich Tiwanaku unbedingt mit einem fähigen Guide anschauen sollte. Für Kulturfans ist der Besuch der neben Machu Picchu bedeutendsten Stätte Südamerika ein absolutes Muss.
Bolivien Reisetipp: Ausgrabungsstätte Tiwanaku
Bolivien Reisetipp Nr. 4: Weiß, weißer, Salar de Uyuni
Ich bin so aufgeregt… denn in der Salar de Uyuni war ich vor 13 Jahren schon einmal und ich habe die vielen tollen Eindrücke von damals noch gut präsent. Wie sieht es jetzt aus? Hat der Ort von seiner Magie im Laufe der Zeit verloren? Diese Gedanken schießen durch meinen Kopf.
Unser erster Stopp ist der am Rande von der Salzpfanne gelegene Eisenbahnfriedhof („Cementerio de Trenes“) von Uyuni. Mitten im Nichts stehen mehr als 100 Lokomotiven und Waggons, die in der heißen Sonne seit Jahren vor sich hin rosten. Ende des 18ten Jahrhunderts wurde mit dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke Boliviens begonnen um die zahlreichen Rohstoffe von A nach B transportieren zu können. Das Bild der alten Waggons mitten in den bolivianischen Anden ist wirklich surreal und bis auf ein paar mehr Besucher ist alles wie vor 13 Jahren.
Bolivien Reisetipp: Eisenbahnfriedhof
Salzwüste
Wir fahren weiter. Der Untergrund auf dem wir mit unserem Geländefahrzeug düsen wird schneeweiß, die Sonne knallt vom strahlendblauen Himmel und am Horizont erkennt man mit guten Augen ein paar Berge. Doch auch die verschwinden, wenn man das Innere der Salzwüste erreicht hat. Es ist so unfassbar still, ganz ungewohnt in unserer heutigen Zeit! Doch ich merke, wie gut das tut. Nach ein paar Minuten habe ich mich daran gewöhnt und bin einfach nur unendlich dankbar ein zweites Mal hier sein zu dürfen um dieses Naturwunder zu erleben.
Wisst ihr eigentlich wie die Salzpfanne entstanden sein soll? Der Legende nach war der Vulkan Tunupa (über 5.000 Meter) eine weibliche Schönheit, die von dem männlichen Berg Kusku kurz nach ihrer Schwangerschaft verlassen wurde. Während sie ihr Kind stillte, weinte sie so sehr über die Situation, dass sich ihre Tränen mit der Milch vermischten, auf den Boden liefen und die Salar de Uyuni entstand. Wenn man live da war, kann man der Geschichte auf jeden Fall etwas Glauben schenken 😊
Blick auf den Tunupa
Im Zentrum der Salzpfanne, sie misst übrigens zwischen 10.000 und 11.000 Quadratkilometer, befindet sich die Insel Incahuasi. Dabei handelt es sich um eine Insel, auf der bis zu 20 Meter hohe Kakteen wachsen, die bis zu 1000 Jahre alt sind. Wir erklimmen den höchsten Punkt von Incahuasi und haben von dort aus einen atemberaubenden Panoramablick auf die Salzpfanne. Unbedingt machen, wenn ihr da seid. Nach zwei gigantischen Tagen heißt es Abschied nehmen von diesem wunderbaren Fleckchen Erde und es geht weiter Richtung Titicaca-See.
v. links: Salzwüste, Insel Incahasi, Sonnenuntergang in der Salar de Uyuni
Reisetipp Nr. 5: Wunderschöner Titicaca-See
Schon auf der Fahrt nach Copacabana, kann ich meine Nase nicht mehr von der Fensterscheibe unserer Buses nehmen. Die Blicke auf den See sind einfach unfassbar schön. Das tiefblaue Wasser des Sees umgeben von der ockerfarbenen Landschaft drumherum ist für meinen Geschmack zu schön um wahr zu sein.
Bolivien Reisetipp: Blick auf den Titicaca-See
In Copacabana und somit am Ufer des Titicaca-Sees angekommen, geht es per Boot auf die Sonneninsel (Isla del Sol). Wir erkunden die Insel auf einer vielfältigen Wanderung und genießen die besondere Atmosphäre, die die Isla del Sol versprüht. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass einer Legende nach hier der erste Inka über einen Felsen auf die Erde empor gestiegen sein soll. Das einzige was ich weiß, dass dieser Ort ab sofort für mich zu meinem #lieblingsortnatur gehört. Mir erscheint hier alles so friedlich, so vollkommen, so wunderschön und ich kann nur jedem empfehlen diese Insel auf seine Bucketlist zu setzen. Das Bild von dem See im Vordergrund grasende Lamas und im Hintergrund die Eisriesen der Königskordillere hat sich für immer in seiner Vollkommenheit in meinen Kopf gebrannt.
Zurück in Copacabana erleben wir noch die jährlich stattfindende Prozession zu Ehren einer aus dunklem Holz geschnitzten Madonna, die sich im Inneren der Kathedrale Basílica de la Virgen Morena befindet. Es treffen sich hunderte von Menschen auf dem Vorplatz der Kathedrale, ihre Autos sind bunt und verrückt geschmückt und sie haben zahlreiche Opfergaben für die Madonna mitgebracht. Wirklich ein beeindruckendes Spektakel, das mir den Glauben der Einheimischen noch einmal veranschaulicht.
Reisetipp Nr. 6: Hexenkessel La Paz
La Cuidad del Cielo, Stadt des Himmels so wird La Paz auch genannt und das nicht ohne Grund. Die höchste Verwaltungshauptstadt weltweit befindet sich in der Altiplano-Hochebene der Anden auf mehr als 3.500 Metern. Ich freue mich total diese Stadt kennenzulernen. Wenn ich in der Vergangenheit Bilder von ihr gesehen hatte, dachte ich mir immer – da musst du mal hin. Und jetzt bin ich da und mehr als überwältigt. Unser Städtetrip beginnt in El Alto, die sich im Laufe der Jahre zur Nachbarstadt von La Paz entwickelt hat. Hier steigen wir in die weltweit größte, städtische Seilbahn „Mi Teleférico“. Wir schweben über die zahlreichen bunten Märkte und beobachten das quirlige Treiben von oben. Aus manchen Perspektiven erhaschen wir sogar einen Blick auf den schneebedeckten, 6.438 m hohen Berg Illimani, der sich im Hintergrund der Stadt erstreckt. Immer wieder fallen mir auch die typischen Cholitas (indigene Frauen) auf, die mit ihren langen schwarzgeflochtenen Zöpfen und farbenprächtigen Kleidern das Stadtbild nochmal um einiges bunter machen.
v. links: Cholitas bei der Arbeit, Teleferico und Märkte, Graffiti
Märkte in La Paz
In La Paz Zentrum angekommen, treffen wir einen sog. Shoeshiner (Schuhputzer/lustrabotas) der uns „sein“ in unserem Fall „ihr“ La Paz zeigt. Schuhputzer haben einen geringen sozialen Stellenwert und mithilfe von Projekten bekommen sie die Chance auf eine andere Tätigkeit als das Schuhputzen, womit sie kaum Geld verdienen können. Maria ist eine sympathische Frau Ende 20, die uns mit viel Leidenschaft ihre Stadt zeigt. Als erstes besuchen wir den Friedhof und ich muss sagen, ein Friedhof in Südamerika ist um einiges interessanter als bei uns. Wenn ihr da seid, geht unbedingt hin. Weiter geht es auf die verschiedenen Märkte: und wie schon oben erwähnt gibt es in La Paz eine Menge davon. Fisch, Blumen, Tiere und Kleidung für die Cholitas. Der Stadtrundgang endet auf dem berühmten Hexenmarkt (Mercado de las Brujas). Hier werden wirklich skurrile Dinge angeboten. Mehr möchte ich dazu nicht schreiben. Für meinen Geschmack muss man sich das nicht angucken, da gibt es weitaus interessantere und schönere Attraktionen in La Paz. Den Abend lassen wir in einem gemütlichen Restaurant ausklingen und am nächsten Tag geht es wieder nach Hause.
v. links: Friedhof in La Paz, Blumenmarkt, Hexenmarkt
Mich hat dieses Land verzaubert und ich möchte wirklich jedem ans Herzen legen, sich die Zeit zu nehmen mehr als nur La Paz oder die Salar de Uyuni kennenzulernen. Die Landschaften, die Menschen, die Atmosphäre – ich bin nach wie vor verliebt in Bolivien und ich weiß, eines Tages werde ich wieder kommen.
Eure Lena