Vom Flachlandtiroler zum Alpenüberquerer – die neue Alpenquerung

Wir Nordlichter leben flach. Im Sinne steigungsarm. Aber zum Wandern fahren wir ja gleich… in die Alpen. Und stellen nach der ersten Wanderung schmerzhaft fest: Heureka! es gibt zwischen dem mittleren Gesäßmuskel und dem langen Großzehenstrecker doch noch so viele andere Muskeln! Hast du auch schon mal diese Erfahrung gemacht? Und du möchtest es lieber sachter angehen? Dann schaue dir die neue Alpenquerung „Auf leichten Wegen von den Chiemgauer Alpen zu den Drei Zinnen“ an: Diese ermöglicht dir einen leichten Einstieg in die Königsdisziplin des Bergwanderns: die Alpenüberquerung. Unser Einkäufer Darek Wylezol war vor Ort und berichtet über seine Erkundungstour.

Der passende Startpunkt für die Alpenquerung

Und immer die wiederkehrende Frage: Wo anfangen? Denn der Startpunkt determiniert ja den weiteren Weg über die Alpen. Starte ich im Allgäu, führt die Route über die Lechtaler und Ötztaler Alpen nach Meran. Beginne ich dagegen im Berchtesgadener Land, dann wandern unsere Gruppen über die Großglockner Gruppe ins Pustertal. Beide Strecken sind schon abgedeckt. Die Herausforderung ist diesmal zweierlei: 1. Die Route muss neu sein. Und 2. Die muss gleichzeitig leicht sein. Leichter als bisher, das heißt im Bereich von 1-2 Stiefel.

Also: Karten studieren.

Bis ich zufällig über eine Reportage über den „neuen“ Schmugglerweg stolpere.

Warum eigentlich „neu“?

Alpenquerung

Die Entenlochklamm

Ein Sprung in die Vergangenheit

…schon die Kelten nutzen den malerischen Pfad durch die Entenlochklamm als Transportweg für Kupfer und Bronze

Es ist Coronazeit und alles ist zu. Was macht also das deutsche Volk? Es geht wandern. Und zwar so viel, dass an den Wochenenden die Wanderwege hoffnungslos überfüllt sind. Dadurch entstehen in den Zeiten der Pandemie etliche neue Wanderwege. U.a. auch der „neue“ Schmugglerweg von Schleching in Bayern nach Kössen in Tirol. Einen „alten“ gibt es allerdings schon seit 2000 Jahren. Denn schon die Kelten nutzen den malerischen Pfad durch die Entenlochklamm als Transportweg für Kupfer und Bronze. Und als nach dem ersten Weltkrieg die Zollunterschiede in Bayern und Tirol immer größer werden, verdient manch ein Einheimischer sein Brot durch den Schmuggel von Zigaretten, Kaffee und Rum.

Heute dagegen ist der Pfad eine touristische Attraktion. Denn 2021 wird ein zusätzlicher Steig und über der Tiroler Ache eine Hängebrücke gebaut. Wenn ich oben auf der Brücke stehe, schaue ich direkt in die Entenlochklamm. Ein alpiner Canyon, dessen Felswände steil in die türkisfarbenen Fluten der Tiroler Ache stürzen. Gibt es irgendwo sonst noch im Tal einen spannenderen Grenzübergang zwischen Deutschland und Österreich? Nein! Und die Höhenunterschiede sind mehr als überschaubar. Der Schmugglerweg ist also die perfekte Wanderung für meine erste Etappe!

Berghütte Alpenquerung

Die Kitzbüheler Alpen

…zum Spielberghaus, die seit den frühen 70er Jahren von „einer höllisch netten Familie“ geführt wird

Steil, steiler, die Streif. Mit ihrem 85 % Gefälle bringt die legendäre Streif es auf den Punkt: Viele Hänge der Kitzbüheler Alpen sind steil und Übergänge ins nächste Tal kaum möglich. Es gibt aber tatsächlich einen leichten Weg nach Saalbach. Und zwar so leicht, dass selbst die Autoverkehr-Navis den gut ausgebauten Almweg als eine Übergangsstraße nach Saalbach identifizieren! Doch keine Sorge – die Schranke vor dem Spielberghaus sorgt dafür, dass die PKWs nicht durch die herrliche Berglandschaft rollen. Übrigens: Meine Wanderung folgt nicht gänzlich dem Almweg. An einer Stelle zweigt ein stiller Bergpfad rechts ab und folgt dem Spiegelbach hinauf. An der Burgeralm vorbei geht es dann zum Spielberghaus, die seit den frühen 70er Jahren von „einer höllisch netten Familie“ geführt wird. Unter der Führung der Familie Höll wird aus dem Spielberghaus eine der besten Hütten im gesamten Alpenraum: Im Falstaff Hüttenguide 2022 wird sie mit 95 Punkten bewertet. Ich freue mich also auf die köstliche Tiroler Küche dort – neben der Bergkulisse ein absoluter Höhepunkt der zweiten Etappe.

Alpenquerung

Blick auf den Zeller See

Hoch über dem Zeller See -die Alpenquerung geht weiter

Schon allein die Auffahrt zur Enzianhütte ist ein Erlebnis: Die Straße schlängelt sich den Hang hinauf und das Panorama raubt uns den Atem: Unten glitzert der Zeller See in der Sonne und die 3000er der Großglockner Gruppe malen sich in den blauen Himmel. Oben angekommen folge ich dem breiten Almweg zur Tödlingalm – mit 1544 m dem höchsten Punkt der Wanderung. Nun steige ich nach Bruck ab (mit über 800 Hm der längste Abstieg der gesamten Tour) und blicke dabei zum Großglockner hinüber. Bis bald! – denn der höchste Berg Österreichs steht schon morgen im Mittelpunkt meiner nächsten Wanderung.

Dolomiten Alpenquerung

Der Großglockner

Im Banne des Großglockners

…doch sobald ich zum Gletscherweg absteige, wird es gleich viel einsamer… und spektakulärer!

Die Großglockner-Hochalpinstraße gilt als wohl die landschaftlich eindrucksvollste Gebirgsstraße der östlichen Alpen. Hinter jeder Kehre öffnet sich vor mir eine neue Kulisse mit Gletschern und Gipfelgiganten. An der Kaiser-Josef-Höhe ist es zwar etwas trubelig. Doch sobald ich zum Gletscherweg absteige, wird es gleich viel einsamer… und spektakulärer! Denn vor mir türmen sich die durch den Gletscher glatt geschliffenen Felsen; darüber ragt der stolze Gipfel des Großglockners in den Himmel – fantastisch. Ich steige zum Sandersee hinab. Immer am Ufer entlang wandere ich durch eine beinahe unwirkliche Bergszenerie, als wäre ich auf einer Zeitreise zurück in die Eiszeit versetzt. Am Glocknerhaus ist diese fabelhafte Exkursion in die Eiszeit beendet. Ich fahre nach Lienz, wo ich in einem charmanten Altstadt-Hotel übernachte. Was für ein erlebnisreicher Tag!

Auf dem Weg nach Südtirol

Kennst Du den Karnischen Höhenweg? Eine Traumroute! Diese schlängelt sich am Karnischen Kamm entlang und begeistert mit grandiosen Ausblicken auf die Sextener Dolomiten. Keine Frage – auf dem Weg zu den Drei Zinnen muss ein Stück von diesem Weg auch dabei sein! Mit einem Bus fahre ich die alte Militärstraße zur Leckfeldalm hinauf und bin gleich auf einer Höhe von 2000 m. Ein kurzer Aufstieg bringt mich zum Karnischen Kamm und… Buongiorno Italia, Griaß di Südtirol! Mir gegenüber türmen sich die Sextener Dolomiten; auch die Drei Zinnen lassen sich schon sehen. Aber die schaue ich mir morgen genauer an!

Krone der Wanderung: die Drei Zinnen

Rund um die Drei Zinnen – Das krönende Ende der Alpenquerung

Ich stehe früh auf und fahre gleich mit dem ersten Shuttlebus zur Auronzo Hütte hinauf. So früh am Morgen ist die Anzahl der Fahrgäste noch recht überschaubar. Jetzt heißt es Rucksack schultern und rauf zur Dreizinnenhütte! Denn wer zuerst kommt, der bekommt den besten Platz auf der Panoramaterrasse! Eine Stunde später erhasche ich noch einen Tisch in erster Reihe: Voilà – da ist es, das bekannteste Dreigestirn der Alpen! Hier von der Nordseite genießt man den besten Drei-Zinnen-Blick. Mit Apfelstrudel und Cappuccino lässt es sich hier ganz gut aushalten 😊 Ein sagenhafter Abschluss meiner Erkundungstour!

Willst Du auch von den Chiemgauer Alpen zu den Drei Zinnen wandern? Dann schaue mal hier!

Euer Darek