Drei Fehler beim Rucksack-Kauf

Neben den Wanderschuhen ist der Rucksack das wichtigste Ausrüstungsteil beim Wandern. Mit dem richtigen Rucksack kann die Wanderung ein großes Vergnügen werden, mit dem falschen setzt man sich beim Wandern unter Umständen unnötigen Qualen aus. Daher ist es sehr sinnvoll, sich vor dem Kauf eines Rucksacks genau zu überlegen, welches Modell es sein soll.

Auf welche Touren wirst du deinen Rucksack mitnehmen?

Auf welche Touren wirst du deinen Rucksack mitnehmen?

Denn Rucksack ist nicht gleich Rucksack. Es gibt Modelle, die eher für Trekkingtouren geeignet sind, andere sind optimiert für alpine Touren und Klettereien und wieder andere für Tageswanderungen im Mittelgebirge. Außerdem gibt es auch unterschiedliche Modelle für Männer und Frauen, die sich in der Geometrie des Tragesystems unterscheiden.

Hier seht ihr schon, in einem Artikel wie diesem kann man schwerlich eine komplette Rucksackberatung durchführen. Daher möchte ich euch in Bezug auf Rucksäcke auf drei wesentliche Punkte aufmerksam machen, die ich immer wieder in meinen Wandergruppen höre.

Fehler 1: „Ich kaufe den leichtesten Rucksack.“

Leichter Rucksack auf deiner Wanderung

Leichte Rucksäcke sind super. Aber sind die immer die beste Option?

Der Gedanke, bei Ausrüstungsteilen auf die jeweils leichtesten Modelle zurückzugreifen, ist eigentlich nicht verkehrt. Schließlich muss man sein Gepäck beim Wandern auf dem Rücken tragen – und da kann das Gewicht den Ausschlag geben zwischen Genuss und Plackerei.

Trotzdem ist ein etwas höheres Eigengewicht des Rucksacks oft eine gute Investition. Denn über den Tragekomfort entscheidet nicht nur die Größe oder der Zuschnitt des Rucksacks, sondern ganz wesentlich das Tragesystem. Und bei besonders leichten Rucksäcken wird oft gerade an diesem gespart.

Für eine kurze Tagestour ohne Wetterüberraschungen mag das vielleicht noch kein Problem sein. Das Picknick und die dünne Regenjacke kann man auch gut in einem einfachen leichten Rucksack transportieren. Geht es aber auf etwas längere Touren, wo der Wanderer zudem noch mit unterschiedlichen Temperaturen und Wetterverhältnissen konfrontiert wird, sollte man auf ein durchdachtes Tragesystem am Rucksack achten. Und das bedeutet auch etwas zusätzliches Gewicht.

Ist das zugeladene Gepäck etwas schwerer, sollte das Gewicht des Rucksacks nämlich nicht auf den Schultern lasten, sondern über einen stabilen Hüftgurt auf den Unterkörper übertragen werden. Dieser Hüftgurt sollte so breit sein, dass er bequem auf der Hüfte aufliegt und nicht einschneidet.

Gleichzeitig soll ein starres Innengestell die Last des gesamten Rucksacks auf den Hüftgurt übertragen. Und auch das Gestell wiegt natürlich etwas. Ohne dieses Gestell würde der Rucksack aber in sich zusammensacken und man hätte dann doch wieder zu viel Gewicht auf den Schultern hängen.

Daher hier noch mal der Grundsatz beim Rucksack Kauf: Bei einem Wander- oder Trekkingrucksack ist ein geringes Eigengewicht gut, solange das Gewicht nicht am Tragesystem eingespart wird.

Fehler 2: „Ich kaufe einen kleineren Rucksack, dann nehme ich nicht so viel mit.“

„Je kleiner desto besser“? Das trifft bei Rucksäcken tatsächlich nicht zu.

Dieses Argument hört man immer wieder. Einige Wanderer versuchen sich zu disziplinieren, indem sie von vornherein einen sehr kleinen Rucksack kaufen. In den meisten Fällen wäre es aber viel besser, den Rucksack eher etwas größer zu wählen und lieber beim Packen eine gewisse Selbstdisziplin walten zu lassen.

Ist mein Rucksack zu klein, muss ich anfangen, diverse Ausrüstungsteile außen am Rucksack anzubringen. Diese Dinge, die dann am Rucksack herum baumeln, bleiben schnell irgendwo hängen, behindern das Gleichgewichtsgefühl und nerven beim Wandern. Außerdem boykottieren sie die ausgeklügelte Konstruktion von Rucksack und Tragegestell.

Zusätzlich ist es so, dass etwas größere Rucksäcke oft mehr Einstellmöglichkeiten haben und wesentlich besser getragen werden können, als kleine Rucksäcke. Optimal ist es, wenn das Tragegestell des Rucksacks mindestens bis an die Oberkante der Schultern heranreicht oder, noch besser, etwas über die Schultern des Wanderers hinaus ragt.

So sollte ein Rucksack sitzen

So sollte ein guter Rucksack sitzen!

Sobald man den Rucksack aufgesetzt und den Hüftgurt (siehe Foto, 1) festgeschnallt hat, kann man die Schultergurte nachjustieren (2) und dann zum Schluss noch mal mit zwei kleineren Zugriemen (3) die Oberkante des Rucksacks näher an die Schultern ziehen. So liegt das Gewicht des Rucksacks wesentlich näher am Körperschwerpunkt, das Gepäck zieht den Wanderer nicht nach hinten und die Schultergurte werden etwas von der Schulter abgehoben.

Das erleichtert das Tragen des Rucksacks ungemein, funktioniert aber nur, wenn der Rucksack hoch genug ist und die beiden Zugriemen am oberen Ende des Tragegestells an dem entsprechenden Modell überhaupt vorhanden sind.

Fehler 3: „Ich kaufe den Rucksack , der mir optisch am besten gefällt.“

Natürlich muss dir dein Rucksack optisch gefallen – aber ausschlaggebend sollte das nicht sein 🙂

Über diesen Fehler bräuchten wir eigentlich gar nicht zu sprechen, so absurd klingt das. Trotzdem wird er immer wieder gemacht.

Natürlich weckt das Thema Wandern große Begeisterung und der Kauf von Outdoor-Ausrüstung ist nicht frei von emotionalen Komponenten. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle dafür werben, beim Kauf des Rucksacks vor allem rationale Argumente ins Feld zu führen.

Die schönste Farbe, der tollste Schnitt oder die coolste Marke können nicht garantieren, dass der erworbene Rucksack dann in der Praxis auch optimal funktioniert und gut passt. Das bedeutet, vor dem Rucksackkauf sollte ich mir genau überlegen, für welche Art von Tour ich ihn brauche und welches Modell dafür optimal geeignet ist.

So kann ein Modell, was auf der Mittelgebirgswanderung am Wochenende perfekt geeignet ist, für die nächste Trekkingtour völlig fehl am Platz sein. Genauso möchte ich auch nicht mit einem 80-Liter-Trekkingrucksack meine Tagestouren in den Alpen absolvieren.

Wichtig ist, dass der neu gekaufte Rucksack zu den eigenen geplanten Touren passt. Und wenn diese sehr unterschiedlich sind, braucht man vielleicht auch noch ein zweites Modell, um alle Bereiche abzudecken. Auch, wenn das im Laden noch unnötig scheint… ein unpassender Rucksack kann mir den gesamten Wanderurlaub vermiesen. Daher lohnt es sich, etwas Zeit, Geld und Überlegung in den Rucksackkauf zu investieren.

Fazit

Beim Rucksackkauf sollte man sich vor allem von rationalen Argumenten leiten lassen. Ein etwas höheres Eigengewicht bei einem Rucksack bedeutet oft, dass er über ein besonders gutes Tragesystem verfügt.

Und im Zweifelsfalle sollte man den nächsten Rucksack eher ein bisschen zu groß als zu klein kaufen. So verfügt man über mehr Einstellmöglichkeiten und bekommt problemlos das gesamte Gepäck in den Rucksack hinein.

Wo auch immer Ihr wandert… mit den richtigen Wanderschuhen und dem richtigen Rucksack habt Ihr ausrüstungstechnisch schon mal eine gute Grundlage für ungetrübten Wanderspaß gelegt.

Und diesen wünscht Euch überall und jederzeit…

Euer Andreas