Urlaub in Nepal. Ausschnitte der Wikinger Nepalreise: Höhepunkte Nepals – Berge, Dschungel & Kultur
Gebetsfahnen
In Nepal und in Tibet gehört der Anblick von Gebetsfahnen zum Alltag. Tibetisch buddhistische Gläubige schmücken damit ihre Häuser, der Wanderer findet sie auf Bergpässen. Ein Kloster oder eine heilige Stätte sind ohne Gebetsfahnen nicht vorstellbar, da sie nicht nur Zierde sind, sondern insbesondere Sinnträger.
Mittlerweile sind auch bei uns in Deutschland tibetisch buddhistische Gebetsfahnen recht weit verbreitet, sie sind „gefühlt“ positiv besetzt und drücken eine Weltsicht, eine Haltung aus: Man ist auf der Seite der Sinnhaftigkeit, auf der Seite der Guten. Tibet und tibetischer Buddhismus, und ihr Repräsentant der Dalai Lama, haben immer noch ein strahlendes Image, zudem dokumentiert mancher damit seine eigene Suche nach innerlicher Fülle jenseits von Materialität.
Was hat es mit diesen Fahnen auf sich? Was bedeuten sie? Für was stehen sie?
Nur wenigen ist die Bedeutung der Gebetsfahnen bekannt. Eine der Grundfragen im tib. Buddhismus ist, warum wir Menschen so selten glücklich sind, warum glückserfüllte Momente nicht anhalten. Eine der wesentlichen Antworten beinhaltet, dass unser Bewusstsein von unterschiedlichen leidbringenden Emotionen geschüttelt wird. In unserer Unwissenheit und mangelnden Weisheit jagen wir Dingen nach von denen wir hoffen, dass sie uns gut tun und unsere schwierigen Geisteszustände nicht so spüren lassen.
Bedeutung der Farben
Die Gebetsfahnen greifen diesen Konflikt in ihrer tiefen Bedeutung auf und verweisen auf Lösungsansätze: Die Gebetsfahnen bestehen aus fünf unterschiedlichen Teilfahnen in jeweils einer Farbe. Die Farben sind weiß, blau, gelb, rot und grün. Jeder Farbe ist einer bestimmter Emotion zugeordnet, die als grundlegend hinderlich angesehen wird:
- Weiß: Unwissenheit
- Blau: Zorn
- Gelb: Stolz, Ichsucht
- Rot: Begierde
- Grün: Geiz, Habgier, Neid
Wir alle haben mit diesen Emotionen zu tun. Sie schütteln uns und verursachen unangenehme Erfahrungen, die uns leiden lassen. Die gute Nachricht ist, dass wir allerdings auch aus ihnen lernen können. In schwierigen Emotionen liegen auch Möglichkeiten:
In den leidbringenden Emotionen ist unsere größte Energie gebunden, quasi als Rohmaterial. Wenn wir diese Schwierigkeitsbringer nutzen und mit einer Sichtweise kombinieren, die schwierige Emotionen als Potential versteht, so können wir erkennen, dass in den negativen Kräften, quasi als zwei Seiten einer Medaille, Weisheiten eingeschlossen sind. Diese Weisheiten können erfahren werden.
Beispiel: Die Farbe Blau steht für die Umwandlung von Zorn in spiegelgleiche Weisheit. Eine Weisheit die äußere und innere Dinge wahrnimmt, abspiegelt, ohne dass das „Innere“ geschüttelt wird, man ruht in den Dingen (näheres dazu, und weitere Erklärungen zu den anderen Farben, auf der Tour selbst).
In der Erkenntnis und Verinnerlichung der Weisheiten lindern sich die leidbringenden Auswirkungen der schwierigen Emotionen.
Die Gebetsfahnen wirken als Erinnerung an unser Potential.
Auf den Gebetsfahnen finden sich verschiedene Motive und Schriftzeichen. Das häufigste Motiv ist das „Lungta“, das Windpferd. Auf seinem Rücken trägt es 3 Juwelen die 1. für den Buddha stehen, 2. seine Lehre und 3. die Gemeinschaft der Praktizierenden, die sogenannte Sangha, die ihm nachfolgt. Diese drei Juwelen verkörpern, wenn man die tiefer liegende Bedeutung versteht, alles Sinnhafte. Die Schriftzeichen beinhalten kurze Abschnitte aus Texten oder einfach nur Wünsche, die zur positiven Veränderung unseres innerlichen „Geschütteltseins“ beitragen sollen, im Sinne von ausgleichender und letztendlich positiver Entwicklung. Gebetsfahnen wehen im Wind und der Wind trägt die guten Wünsche zu allen Wesen.
Die Idee der Gebetsfahnen ist es also uns daran zu erinnern, dass alle schwierigen Emotionen, also alles, was uns letztendlich schadet, auflösbar sind. Es liegt an uns das im Inneren vorhandene Potential der verschiedenen Weisheiten zu erkennen und zu realisieren.