Das Wetter trägt entscheidend zu einer gelungenen Wanderung bei. Aber es kann eine Tour auch gefährlich werden lassen. Hier ein paar Anmerkungen zum Wetter beim Wandern.
Ich habe neulich im Reiseleiter-Kollegenkreis gefragt: „Vor welchem Wetter haben Eure Gäste am meisten Respekt?“ Die Antwort war klar: „Gewitter“. Aber ist das Gewitter wirklich die größte Wetter-Gefahr beim Outdoor-Sport? Und welche Wetterlagen werden vielleicht zu häufig unterschätzt?
Donner und Doria: Wie gefährlich ist der Blitz?
Blitz und Donner jagen viele Menschen Angst ein. Und zugegeben: Blitzschlag ist gefährlich. Aber es kommen heutzutage relativ wenige Menschen durch Blitzschlag um. In ganz Deutschland sind das pro Jahr etwa 7. Für den gesamten Alpenraum kann man von etwa 10 Blitztoten pro Jahr ausgehen. Natürlich ist das in jedem Fall sehr traurig.
Die betroffenen Personen sind nur in wenigen Fällen Wanderer oder Bergsteiger. Das mag daran liegen, dass beide Gruppen einen großen Respekt vor dem Gewitter haben und sich meist so verhalten, dass sie sich keiner Gefahr aussetzen.
Viel öfter werden Menschen vom Blitz getroffen, die im Stadtpark unter einzelnen Bäumen Schutz suchen oder bei Gewitter noch im Baggersee baden.
Alle Wetter beim Wandern: Vergleich mit Lawinen und Straßenverkehr
Im Straßenverkehr kommen in Deutschland jedes Jahr etwa 3.300 Menschen ums Leben. In Lawinen sterben im Alpenraum jedes Jahr immerhin etwa 100, meist Skifahrer oder Snowboarder.
Schneeschuhgänger sind deutlich weniger betroffen. Sie sind meist in weniger lawinengefährdetem Gebiet unterwegs als Skitourengeher und schließen sich häufiger geführten Gruppen an.
Trotzdem ist die Lawinengefahr nicht zu unterschätzen. Wer sich mit der Thematik nur wenig auskennt, der sollte sich im Winter nicht selbständig im Gebirge bewegen. Betroffen sind übrigens auch die Mittelgebirge mit steilen Hängen. Auch im Schwarzwald hat es schon Lawinenopfer gegeben.
Die Kaltfront beim Wandern: unterschätztes Risiko
Viele Rettungseinsätze der Bergwacht werden infolge einer Kaltfront nötig. Oft sind die Wanderer bei bestem Wetter aufgebrochen und in keiner Weise auf heftigen Regen und die extreme Abkühlung vorbereitet.
Das tückische an der Kaltfront ist, dass in kurzer Zeit die Lufttemperatur um 15° bis 20° C sinken kann. Dazu kommt heftiger Wind, Regen oder Schnee und ein besonders in den Bergen trügerischer Effekt: In der Sonne fühlt sich die Temperatur aufgrund der hohen Strahlung viel höher an, als sie wirklich ist. Schiebt sich dann eine Wolke vor die Sonne merkt der Bergwanderer, dass es eigentlich viel kälter ist als gedacht.
Die gute Nachricht: Kaltfronten werden vom Wetterdienst angekündigt. Man wird also nicht zwangsläufig von ihr überrascht. So kann sich der Wanderer mit seiner Ausrüstung wie warmer und regendichter Kleidung den Verhältnissen anpassen.
Im Zweifel bleibt man auf der sicheren Seite, indem man am entsprechenden Tag eine anspruchsvolle Route gegen eine harmlose tauscht oder sich alternative Attraktionen sucht.
Ich hoffe, ich habe niemanden erschreckt mit dem ja doch etwas mahnenden Artikel. Aber keine Sorge: Wenn Ihr mit uns unterwegs seid, kümmert sich der Reiseleiter oder die Reiseleiterin um die Wetterprobleme … und Ihr seid automatisch auf der sicheren Seite – wenn Ihr auf deren Ratschläge hört!
In Abwandlung des alten Seefahrerspruchs wünsche ich Euch „immer eine Hand breit Sonne über´m Kopf“!
Es grüßt …
… Euer Andreas