Welches sind deine 3 Lieblingsorte in Andalusien?
1. Mein liebster Lieblingsplatz ist oberhalb des Cortijo de Las Tomas, meinem ehemaligen Arbeitsplatz als Aushilfsschäferin auf knapp 2.200 m Höhe. Er liegt am Fuß der höchsten Berge der Sierra Nevada, dem Pico del Veleta und Mulhacén. Der Blick ins Poqueira-Tal bis hinunter auf das Mittelmeer ist einfach grandios. Die Wanderung entlang der alten Wasserkanäle ist einer der schönsten Höhenwege der südlichen Abdachung der Sierra Nevada.
2. Die Bar Los Faroles im Sacromonte, Granada. Kiki, der Betreiber, Gitano vom alten Schlag und selbst ein Urgestein, beschallt vorzugsweise am Wochenende den Berg mit klassischer Musik. Ich sitze unter ehrwürdigen und weniger ehrwürdigen Zuschauern. Persönlichkeiten, die kein Casting besser platzieren könnte und schaue von einem UNESCO-Weltkulturerbe zum anderen UNESCO-Weltkulturerbe, der Alhambra.
3. Die gemütliche Bodega Alacena in Capileira, dem höchstgelegen Dorf in der Poqueira-Schlucht. Eine traditionelle Bodega, deren Familie ich schon seit 25 Jahren kenne. Der Familienbetrieb überzeugt mit fassgereiftem Wein und Tapas mit riesigen Tomaten mit Knoblauch und Olivenöl, Ziegen- und Schafskäse sowie luftgetrockneten Würsten und Schinken.
Warum genau hat Andalusien dich in seinen Bann gezogen?
Mich fasziniert der kulturelle Schmelztiegel in Andalusien. Ob in der Architektur, in Musik und Tanz oder dem Menschschlag, hier trifft der Orient den Okzident. Seit meiner Studienzeit als Erasmus-Studentin in Granada hat mich die Bergwelt der Sierra Nevada in den Bann gezogen. Früher noch als Wintersportdestination, wo wir zum Studententarif jeden Mittwoch die Nordflanken abfuhren, entdeckte ich später die Wanderwege der Alpujarras, der südlichen Abdachung. Auf uralten Maultierpfaden und entlang jahrhundertealter Wasserkanäle führen sie hoch zu wunderbaren Glazialseen und auf den höchsten Gipfel des spanischen Festlands.
Die Menschen begeistern durch …
Ich mag diesen Menschenschlag: harte Schale, weicher Kern. Sie geben sich etwas ruppig nach Außen, haben aber ein großes Herz und vor allem viel Humor. Dieser Umgang der Andalusier untereinander erschließt sich allerdings nur demjenigen, der gewisse Sprachkenntnisse erworben hat. Am besten im "Andaluz". Manche sagen, es ist schlecht gesprochenes Spanisch – oder ist es doch ein eigener Dialekt? Die Andalusier übertreiben gerne, sind lebensfroh, lautstark und mitteilungsfreudig. Als große Freunde des Diminutivs wird alles verniedlicht, José wird zu Joselito, eine alte Dame wird im Laden als niña = Mädchen angesprochen. Das ist es, was ich an den Menschen hier liebe. Sie sind authentisch und liebevoll im Umgang. Ob Stadt- oder Bergwelt, jede Region offenbart eine ureigene Ausprägung. Den Andalusier gibt es gemeinhin nicht.
Wenn du ein Bild Andalusiens malen würdest? Wie würde es aussehen?
Bei meinem Gemälde stehe ich auf einem mit Stechginster in leuchtendem Gelb überzogenen Bergrücken. Ich sehe den Frühnebel aus dem Tal von Lanjarón ziehen. Auf der anderen Seite liegen die terrassierten Felder unterhalb des langgezogenen Kurstädtchens noch im Schatten. Hoch oben die im Frühjahr noch verschneiten 3.000er der Sierra Nevada. Die ganze Szene ist in intensives Sonnenlicht getaucht.
Wonach riecht und klingt Andalusien?
In unteren Berglagen riecht es nach Orangen-, Jasmin- und Olivenblüten, weiter oben nach Ginster. Ich höre eine Ziegenherde mit ihren Glöckchen in der Nähe weiden.
Was ist dein persönliches Highlight auf der Tour?
Der Tagesausflug nach Granada. Abseits der Touristenströme wandern wir vorbei am ehemaligen maurischen Friedhof über Wiesen und Bergpfade oberhalb der Alhambra und ihrer legendären Gärten. Hier genießen wir in herrlicher Ruhe wunderbare Ausblicke auf die Sierra Nevada, den Sacromonte und die Altstadt bis in die Ebene von Granada. Auch die "Mittelalterroute" durch die zahlreichen Bergdörfer der Alpujarra besticht mit ihren schönsten Abschnitt oberhalb des Hochgebirgsflusses Trevélez. Im Frühjahr führt er Schmelzwasser und rauscht beständig. Die Wanderung ins Tal von Lanjarón zählt von den Rundwanderungen im Programm zu meinen Favoriten. Sie gewährt tolle Blicke und ist abwechslungsreich ist.
An wen richtet sich die Reise?
An Wanderer mit einem Herz für die mediterrane Bergwelt mit ihren tiefen Tälern und Schluchten und deren typischer Ginster- und Kräuterflora. Liebhaber trockener Weine und bodenständiger Tapas. Die traditionelle, maurisch geprägte Architektur der urigen Bergdörfer tut ihr übriges. Wer den Orient im Okzident sucht, wird hier fündig.
Was sollten deine Gäste für die Reise mitbringen?
Wanderspaß, Weltoffenheit und Appetit!
Was nehmen deine Gäste von der Reise mit nach Hause?
Erlebnisreiche Wanderungen in einzigartiger Bergwelt. Begegnungen mit Einheimischen. Leckere Weine und bodenständige Tapas. Neue kulinarische Erfahrungen, darunter auch Kochkurs à la andaluz. Viele Geschichten zu Land und Leuten. Musik und Tanz, der unter die Haut geht: der Flamenco.
Beruf oder Berufung? Wie bist du zu Wikinger Reisen gekommen?
Ich bin von Haus aus Kultur-Nomadin und bewege mich seit meiner Kindheit zwischen Orient und Okzident. Als angehende Kunsthistorikerin und Bauforscherin wollte ich nach meiner Spezialisierung auf islamische Baukunst meine Forschungen zu einer Doktorarbeit über die Alhambra in Granada finanzieren. Eine meiner Studienkolleginnen hatte sich 1999 bei Wikinger Reisen beworben und ich hatte die Idee, es ihr gleich zu tun. Die angebotenen Andalusien-Rundreisen, die ich bis dato für spanische Unternehmen geführt hatte, waren ausnahmslos Busreisen, zu wenig Bewegung für mich. Die Doktorarbeit wurde nie zu Ende geschrieben, dafür bin ich heute als professionelle Weltenbummlerin vom mediterranen Kulturaum bis Nordnorwegen unterwegs, bereise Nord- und Ostafrika bis Sri Lanka oder radle mit meinen Gästen durch das wunderschöne Kuba.
Was machst du, wenn du mal nicht mit Wikinger-Gruppen unterwegs bist?
Seit ich als Reiseleiterin das ganze Jahr auf Achse bin, habe ich kaum Zeit für Hobbys. Das ist der Preis, den ich zahle für das aufregende Reiseleiterdasein. In meiner Freizeit lese ich viel, gerne historische Reiseliteratur und aktuelle Literatur der Länder, in die ich meine Gäste entführe. Die Zeit zuhause verbringe ich mit meiner Familie und meinen engsten Freunden, die mir nach fast 20 Jahren Reiseleiterdasein noch die Treue halten.