Mein erstes Alpentrekking: Von der Zugspitze zum Gardasee

Es ist soweit, mein erstes Alpentrekking! Zu Fuß über die Alpen, meine persönliche Herausforderung. Ich würde mich nicht als unsportlich bezeichnen, aber Zumba und 7-Tage Trekking ist dann doch nochmal ein Unterschied. Was ich erlebt habe und wie es mir ergangen ist? Lest einfach weiter!

Das Abenteuer Alpentrekking beginnt: Vom Ruhrpott in die Berge

Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Autofahrt aber auch. Nachdem ich die Autobahn verlassen habe, geht es über die Landstraße in Richtung Oberammergau. Von Kurve zu Kurve wird es hügeliger und schon bald kommen die ersten richtigen Berge in Sicht. Über unserem Hotel thront der Kofel mit seinem Gipfelkreuz. So langsam steigt die Vorfreude auf die kommenden Tage. Ich kann es kaum erwarten meine Gruppe zu treffen und hoffe, dass nicht nur lauter Sportskanonen dabei sind 😉

Ein Berg der Superlative

Die erste Nacht am Fuße der Alpen ist um. Unsere Gruppe, sieben tapfere Wikinger und Reiseleiter Robert, versteht sich auf Anhieb und scharrt nun mit den Hufen – ah pardon, den Wanderstiefeln. Direkt am ersten Tag geht es hoch hinaus! Mit der rekordhaltenden Seilbahn fahren wir in schwindelerregender Höhe auf die Zugspitze, den höchsten Punkt Deutschlands! Der Himmel ist knallblau, die Fernsicht gigantisch, das goldene Gipfelkreuz glitzert im Sonnenlicht! Was für ein Trekkingeinstieg! Anschließend geht es weiter zum Gletscherfeld, wo man selbst im August auf Echtschnee rodeln kann. Das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und lande prompt mit meinem Hintern im Schnee! Mit der Zahnradbahn fahren wir weiter zu unserem Wandereinstieg. In einer ersten gemütlichen Runde laufen wir uns für die kommenden Tage ein.

Nichts geht über Buttermilch!

Panoramen über Panoramen! Das Kaunertal schlängelt sich seitwärts vom Inntal durch die Berge und wartet mit tollen Blicken auf. Zunächst steigen wir zur Aifneralm auf, wo wir uns eine kleine Einkehr nicht nehmen lassen, denn es gibt frische Buttermilch! Quasi direkt von der Weide- wer kann da schon nein sagen?! Frisch gestärkt wandern wir weiter vorbei an grasenden Kühen und roten Fliegenpilzen. Eine Bilderbuchlandschaft wie im Märchen. Bilder sagen mehr als tausend Worte…

Prost! Aber diesmal mit Buttermilch 😉

Der Nauderer Höhenweg

Das Wetter lässt uns nicht im Stich. Immer noch bei Traumwetter trekken wir hoch über Nauders auf dem Nauderer Höhenweg. Der Platzregen der vorangegangenen Nacht macht sich aber in der Landschaft bemerkbar. Gurgelnde Bäche fließen die Hänge hinab, der ein oder andere Weg ist leicht unterspült. Aber das ist für uns kein Hindernis! Den Wanderstock ordentlich gesetzt, einen großen Satz gemacht und hopp, ist man wieder auf dem Weg. Ein bisschen Abenteuer muss doch sein 😉 Zur Belohnung winkt ein Picknick mit tollem Blick auf das Tal.

Ich glaub mein Murmeltier pfeift…

Unsere nächste Unterkunft ist eine Erwähnung wert. Wir übernachten in der Franzenshöhe, einem Hotel, das zu Füßen des Ortlers auf 2.200m Höhe liegt. Um uns herum nichts als wilde Landschaft und zahlreiche Murmeltierbaue. Das erste Exemplar sah ich bereits beim Blick aus meinem Zimmerfenster, beim kleinen Abendspaziergang entdeckte ich fast ein Dutzend. Pfeifend toben sie über die Hänge, die putzigen Tierchen. Aber Vorsicht vor den Zähnen!

Beim Alpentrekking gesichtet: das Murmeltier

Beim Alpentrekking gesichtet: das Murmeltier

Im Banne des Ortlers

Die nächste Wanderung gehört zu meinen Favoriten dieser Woche. Zunächst fuhren wir mit dem Sessellift zur Furkelhütte, um von dort auf einem Panoramaweg bis zum Stilfser Joch hinaufzusteigen. Den majestätischen Ortler immer vor Augen, schlängelt sich unser Weg vor uns dahin. So viele Fotos wie an diesem Tag habe ich wohl noch nie gemacht. Einfach atemberaubend! Es dauert nicht lange und wir haben die ersten hundert Höhenmeter hinter uns gebracht und queren die ersten zwei Schneefelder. Kurz darauf kommt unser Ziel in Sicht, die Tibethütte! Nicht im Himalaya sondern in den italienischen Alpen gelegen gibt es hier dementsprechend heißen Apfelstrudel mit Vanilleeis. Die wohlverdiente Tagesbelohnung. 🙂

Über den Goldseeweg, übers Schneefeld bis zur Ortlergruppe!

Unsere Königsetappe beim Alpentrekking

Wahrhaft majestätisch türmen sich die Brenta-Dolomiten vor uns auf. Eine karge Felslandschaft mit Steilwänden und funkelnden Gesteinsformationen. Uns erwartet ein komplett anderes Landschaftsbild als die Tage zuvor, doch nicht weniger beeindruckend. Genau genommen kann man sagen, dass die Wanderungen und Landschaften von Tag zu Tag beeindruckender werden. Ich bin eigentlich eher so der Meertyp, aber am Ende dieser Woche, werde ich mein Herz an die Alpen verloren haben! Wir wandern über ein Geröllfeld, das von weitem wie der Spielplatz eines Riesen aussieht. Die Rifugios in die wir einkehren, sind so perfekt in die Landschaft eingebettet, dass man sie erst auf den zweiten Blick entdecke. Dazu ein fast mystisches Spiel von Licht und Schatten, Wolken und Sonne. Ohne Worte!

v. oben links: Passo Groste, Brenta-Dolomiten, unten: Rifugio Tuckett

Schon vorbei?

Unsere letzte Etappe führt uns zum Monte Stivo. Mal keine Panoramawanderung sondern ein echter Gipfelsturm. Doch der schweißtreibende Anstieg lohnt sich, zu unseren Füßen liegt der Gardasee, das Ziel unserer Alpenquerung. In Riva del Garda angekommen, schlendern wir k.o. aber glücklich über die Uferpromenade und gönnen uns ein Eis. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht, wenn man unterwegs ist!

Die Angst vor dem „T“

Ich muss sagen, ich habe mir zuvor viele Gedanken um meine Kondition, den Anspruch an diese Tour und vor allem um den Buchstaben „T“ wie Trekking gemacht. 2-Stiefel Touren kann ich, kein Problem! Aber die Hürde zur Kategorie 2-3 war in meinem Kopf. Fast 3.500 Hm im Aufstieg und 4.000 Hm im Abstieg haben wir bewältigt. Und jeden Tag war ich abends erschöpft aber glücklich im Hotel angekommen. Ich kann nur jedem raten, sich einfach mal zu „T-rauen“. So schlimm ist das T nicht, und wenn man sich vorab sogar ein wenig vorbereitet, ist es ohne größere Probleme zu schaffen. Ich hab´s getan und bin nun im Fieber: das nächste Alpentrekking kommt bestimmt! Und wann stiefelst du los?

Alle unsere Alpenquerungen findet ihr hier. Die hier beschriebene Reise ist die 5429T.

Und wen das Thema E5 – Von Oberstdorf nach Meran reizt, findet einige weitere Impressionen hier.

Sonnige Trekking-Grüße,
eure Nicole