Im April diesen Jahres durfte ich mich auf den Weg machen Richtung Südamerika. Peru wartete auf mich. Nachdem ich vor 5 Jahren bereits Chile kennen lernen durfte, freute ich mich in das quirlige Latino-Leben zurückzukehren.
Wir flogen mit der LAN ab Frankfurt, via Madrid, per Nachtflug nach Lima. Nach unserer Ankunft am Morgen, bezogen wir das Hotel und hatten freie Zeit um uns frisch zu machen oder schon den ersten kleinen Spaziergang zur Pazifik- küste zu unternehmen. Am Nachmittag folgte dann die Stadt- rundfahrt mit Besuch des Keramikmuseums. Zum Abend- essen suchten wir ein Restaurant auf um die Spezialität Limas zu kosten: Ceviche! Ein Gericht aus rohem mariniertem Fisch mit Mais und Süßkartoffeln.
Allgemein waren wir während unserer Reise in Mittelklassehotels (im Urwald in einer Lodge) in Doppel- und Einzelzimmern untergebracht. Das Frühstück bestand in der Regel aus Brötchen, Käse, Kochschinken, Marmelade, Rührei, frischem Obst, Kaffee und Tee, sodass für jeden etwas dabei war.
Natur & Kultur in Arequipa
Am zweiten Reisetag flogen wir von Lima weiter nach Arequipa, der „weißen Stadt“. Auch diese geprägt durch den Kolonialstil der Spanier. Wir besuchten den Klosterkomplex von Santa Catalina, in dem bis heute Nonnen leben und das Museum in dem die Mumie der Juanita untergebracht ist. Den Abend konnten wir direkt an der Plaza de Armas, bei arequipenischen Speisen und Panflötenmusik, ausklingen lassen.
Von Arequipa aus starteten wir unsere 4-stündige Bustour über das Altiplano nach Chivay. Entlang der schneebedeckten Vulkane, wild lebenden Vicuñas und über den Patapampapass auf 4.900m Höhe lieferte uns die Natur aufregende Fotomotive. Unser Reiseleiter Mauro, ein wahres Juwel, versorgte die, die wollten mit Coca-Blättern, die angeblich gegen die Höhen- unverträglichkeit helfen sollen. Mir persönlich ist die Variante der Coca- Blätter als Tee lieber. Ob es wirklich hilft sei dahingestellt, ich ließ mir mein Ritual von einer Tasse morgens und einer Tasse abends jedoch nicht nehmen.
Wandern im Colca-Tal
In Chivay angekommen ging es nach einer kleinen Mittagsrast auf zu unserer ersten Wanderung im Colca-Tal. Die terrassenförmig angelegten Felder prägen hier das Landschaftsbild, die Wanderung an sich war ohne größere Schwierigkeiten zu meistern.
Am nächsten Morgen ging es früh zum Cruz del Condor um die majestätischen Andenkönige kreisen zu sehen. Ein irres Spektakel wenn auf einmal zwölf dieser Vögel knapp über unsere Köpfe flogen. Im Anschluss wanderten wir entlang eines Baches durch die andine Vegetation. Bei dieser Wanderung waren einige geröllige Passagen zu meistern, sowie ein kleiner Tunnel zu durchqueren.
Aufbruch zum Titicaca-See
Ein Transfertag bringt uns vom Colca-Tal nach Puno am Titicaca-See. Unterwegs besuchten wir die Grabtürme von Sillustani, die in dieser Form einzigartig in Südamerika anzutreffen sind.
Der siebte Tag hielt für mich eines der Highlights auf dem Programm. Per Bootsfahrt ab Puno fuhren wir zu den schwimmenden Inseln der Uros. Heute existieren noch 80 dieser floßartigen Inseln, die von ca. 1000 Menschen bevölkert werden. Wir bekamen einen intensiven Einblick in die Lebensart der
„Inselbewohner“ und hatten danach noch fakultativ die Möglichkeit, an einer 20-minütigen Rundfahrt mit einem Schilfboot teilzunehmen. Der Nachmittag stand uns in Puno zu freien Verfügung. Unbedingt zum Abendessen probieren: fangfrische Forelle.
An den Ufern des Titicaca-Sees vorbei, überquerten wir am nächsten Tag die bolivianische Grenze. Was in Europa seit der Öffnung der Grenzen nicht sonderlich beeindruckend ist, wird hier zu einem Spektakel: raus aus dem peruanischen Bus, rein in die peruanische Grenzkontrolle, Ausreisestempel in den Reisepass, zu Fuß über die Brücke (neutrales Gebiet), rein in die bolivianische Grenzbehörde, Einreiseformalitäten erledigen, Einreisestempel in den Pass, rein in den bolivianischen Bus. Unser Gepäck wurde in der Zwischenzeit von unserem Busfahrer bereits umgeladen. An sich war dies alles sehr aufregend, sicherlich aber hinderlich, wenn man öfters über die Grenze muss. Wir fanden es jedenfalls spannend.
Die Stadt des Friedens
Über die bedeutendste Ausgrabungsstätte Boliviens, Tiwanaku, ging es in die „Stadt des Friedens“. Allein der erste Anblick dieser Metropole verschlägt einem die Sprache. Aber mehr verrate ich nicht, das muss man wirklich selbst erleben! In La Paz selbst blieben wir nur eine Nacht, sodass am nächsten Morgen
die obligatorische Stadtführung auf dem Programm stand. Definitiv nicht
obligatorisch war der Besuch auf dem einheimischen Gemüsemarkt. Neben zahlreichen Obstsorten werden hier sämtliche Arten an Mais und Kartoffeln angeboten, in den Farben Weiß, über Gelb bis hin zu Rot und Lila. Die Damen tragen die typischen Bowler-Hüte und das bunte Schultertuch auf dem Rücken. Mal mit Kind, mal mit Einkäufen. Weiter ging es über den „Hexenmarkt“, auf dem man sämtliche spirituelle Belange abdecken kann.
Von dort aus fuhren wir mit dem Bus ins Mondtal, sogenannt nach den bizarren Sandsteinformationen, wo wir einen kleinen Spaziergang unternahmen.
Die Nacht verbrachten wir im Wallfahrtsort Copacabana. Und zwar der echten Copacabana, denn die in Brasilien hat der bolivianischen nur den Namen stibitzt. Morgens wurde ich von einem tollen Sonnenaufgang über dem Titicaca-See geweckt. Per Boot ging es zunächst auf die Mond- und anschließend auf die Sonnen- insel. Auf dieser wanderten wir ca. 2,5 Std., immer mit Ausblick auf den tiefblauen See und im Hintergrund die schneebedeckte Königscordilliere. Ein wenig Mittelmeerfeeling, nur besser und einige Höhenmeter weiter oben. Für mich aber in jedem Fall eine der schönsten Wanderungen während unser Rundreise.
Peru
Zurück nach Peru fuhren wir über Puno nach Cusco. Der wahrscheinlich historisch bedeutsamsten Stadt des Landes. Auf der Fahrt dorthin besuchten wir unter anderem auch die Ruinen des Viracocha Tempels von Raqchi. In Cusco selbst umfing uns sofort wieder der Trubel der Großstadt nach der Ruhe auf den Inseln des Titicacasees. Nach einer geruhsamen Nacht durchstreiften wir zunächst gemeinsam die Gassen und Viertel rund um die Plaza de Armas, um dann auf eigenen Wegen die Zeit für einen Einkaufsbummel, Museumsbesuche oder andere Vorhaben zu nutzen. Mit etwas Glück begegnet man sogar einem Nachfahren des damaligen Inka-Herrschers und kann sich mit diesem fotografieren lassen.
Früh am nächsten Morgen machten wir uns mit kleinem Gepäck auf. Mit kleinen Abstechern zur Ruinenanlage von Sacsayhuaman und Quenqo, fuhren wir mit dem Bus nach Pisac. Dort durchwanderten wir die gleichnamigen Ruinenanlagen hoch über dem Dorf, die schon einen kleinen Vorgeschmack auf Machu Picchu bildeten. Flötenmusik durchdrang die Luft und wurde von dem Wind weit getragen, sodass Sie fast unsere gesamte Wanderung begleitete. Einfach magisch! Für nicht schwindelfreie Gäste, sind bei dieser Tour jedoch einige kritische Passagen zu überwinden. Im Herzen vom Ort angekommen, hatten wir noch ein wenig Freizeit um über den berühmten Handwerkermarkt zu schlendern. Von dort aus fuhren wir direkt zum Hotel. Die geplanten Ruinen von Ollantaytambo verschoben wir auf den nächsten Tag.
Machu Picchu
Nach einer geruhsamen Nacht in Urubamba bot uns der nächste Tag wundervollen Sonnenschein. Zunächst fuhren wir zu den spiralförmigen Ruinen von Moray. Anschließend kehrten wir bei einer peruanischen Familie ein, die uns mit einem 3-Gang-Menü bekochte. Das Ambiente, die Herzlichkeit der Gastgeber und die Qualität des Essens sind vorzüglich und absolut zu empfehlen. Anschließend brachen wir auf zu einer Wanderung in einer einzigartigen Landschaft. Die Salzpfannen von Maras. Über 700 Bassins reihen sich in einer Schlucht an die Wände, wo das Salz von den Besitzern in mühseliger Handarbeit abgeschöpft wird. Unbedingt ein Päckchen des rosa-weißen Goldes für die Küche zuhause mitnehmen.
Hierzulande kostet das „Inka-Salz“ mindestens das Dreifache! Nach getaner sportlicher Aktivität besuchten wir noch im Schnelldurchgang die Ruinen von Ollantaytambo, denn unser Zug in Richtung Aguas Calientes (von den Einheimischen liebevoll „Machu Picchu Pueblo“ genannt) sollte nicht auf uns warten. Die Zugfahrt ließ einen den vergangen Glanz der ersten Entdecker verspüren. Entlang des Urubamba-Flusses ging es immer weiter bergab. Die Vegetation vor dem Fenster wechselte von karger Felslandschaft in üppiges, undurchdringliches Grün. Vogelgezwitscher und das Dröhnen des Flusswassers begleiteten uns. Gegen Abend kamen wir erschöpft aber glücklich am Fuße des geheimnisumwobenen Berges an und konnten den nächsten Morgen kaum erwarten…
Und nun war es schließlich soweit: Machu Picchu! Früh am Morgen, sehr früh, ging es per Bus hinauf zur Ruinenanlage! Einlasskontrolle und ein ca. 20 minütiger Aufstieg brachten uns auf die erste Panoramaterrasse. Und da war er, der weltberühmte Anblick, den man sonst nur aus Katalogen, Prospekten und Reiseführern kennt. Die Ruinenanlage von Machu Picchu mit dem Huayna Picchu dahinter. Für einen Augenblick waren wir überwältigt, dann besannen wir uns jedoch und fingen direkt an die wohl begehrtesten Erinnerungsfotos zu schießen. Mauro begleitete uns auf einem ausführlichen Rundgang durch die Anlage und erklärte uns die Besonderheiten.
Im Anschluss hatten wir fakultativ die Möglichkeit den Huayna Picchu zu besteigen (Ticket muss vorher bestellt werden und kostet extra) oder mit Mauro zum Sonnentor zu wandern. Ich entschied mich für den Aufstieg. Im Nachhinein bin ich mächtig stolz auf mich, dass ich diesen geschafft habe, aber während der Wanderung habe ich mich mindestens dreimal selbst verflucht 🙂 Die Aussicht von oben ist atemberaubend, die Wegbeschaffenheit allerdings auch. Selbst ich als schwindelfreie und an sich trittsichere Wanderin hatte einige Panikattacken auf dieser Strecke. Von daher empfehle ich diese Wanderung wirklich nur selbstsicheren Wanderern.
Nach diesen strapaziösen Tag waren wir alle heilfroh als wir am Abend wieder wohlbehalten in Cusco in unsere Betten fallen konnten! Um am nächsten Tag wieder einen völlig anderen Abschnitt dieses Landes kennenzulernen. Es ging auf in den Dschungel. Per Inlandsflug von Cusco nach Puerto Maldonado. Schwüle Wärme schlug uns bereits am Flughafen ins Gesicht. Per Bus und weiter mit Boot auf dem Tambopata-Fluss erreichten wir schließlich unsere Lodge inmitten des Amazonas.
Tierische Vielfalt
Bereits auf der Bootsfahrt dorthin sahen wir allerlei Tiere, wie Kaimane, Papageien, Brüllaffen und zahlreiche Kranicharten. Die nächsten zwei Tage waren auch ausschließlich von Natur- und Tiererlebnissen geprägt. Ob auf einer Nachtwanderung, einer Bootsfahrt oder einem Marsch durch die Obstplantagen. Es gab jede Menge zu entdecken! Und so verflogen schnell Zeit und Gedanken, bis uns der Reiseleiter an den Rückflug erinnerte.
In einem Flugmarathon von Puerto Maldonado über Cusco nach Lima, von dort nach Madrid und schließlich mit Ankunft in Frankfurt verließen wir dieses vielfältige Land und landeten wieder in unserer altbekannten Heimat.
An dieser Stelle möchte ich noch auf unseren außergewöhnlich guten Reiseleiter verweisen. Mauro verstand es, uns mit viel Herz und Fachwissen „sein Land“ näherzubringen. Mit Gedichten, Geschichten, Anekdoten und Volksliedern auf Aymara, Quechua und Spanisch begeisterte er uns immer wieder für die kulturelle Vielfalt der Bevölkerung und erweckte längst vergangene Zeiten zum Leben. Ich bin wirklich froh, mit Ihm dieses atemberaubende Land erlebt zu haben.