Wie geht nachhaltig reisen und was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Eine Definition verkneife ich mir mal. Es geht darum, Ressourcen zu schonen; dazu gehören die Umwelt und somit Pflanzen- und Tierwelt, ferner ein friedliches Miteinander und ein verantwortungsvoller Umgang mit Kapital.
Widersprüchlich oder widerspiegelnd?
Nachhaltig Reisen oder sanfter Tourismus hat demnach zum Ziel, die Natur zu bewahren, sie intensiv zu erleben, und die Kultur zu schützen bzw. sich ihr anzupassen. Doch hier ergibt sich bereits ein Spannungsfeld: Tourismus ist zwar ein wichtiger und unentbehrlicher Wirtschaftsfaktor. Aber er greift zwangsläufig ins Ökosystem ein und verursacht vermehrten Schmutz und Abfall zu Lasten der Umwelt. Reisen hat nicht nur Erholungswert, sondern dient auch zum Kennenlernen von Land und Leuten und trägt zum gegenseitigen Völkerverständnis bei. Gleichwohl gilt es, den Planeten, auf dem wir wohnen, für alle Menschen bewohnbar zu erhalten. Hierzu kann der Tourismus einen nicht unerheblichen Beitrag leisten.
Warum soll ich nachhaltig reisen?
Es gab eine Zeit, als man sich noch nicht um Umweltgedanken scherte. Es spielte keine Rolle, mit welchem Transportmittel man anreiste und welcher Brennstoff dafür verwendet wurde. Man verschwendete im Zielland wie auch zu Hause weder Gedanken noch Mühen an Müllvermeidung bzw. -trennung. Der nachgewiesene Klimawandel jedoch hat seinen Ursprung in der globalen Umweltverschmutzung. Der Tourismus, der für ca. 5 % der globalen Emissionen verantwortlich ist, spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Vor der Corona-Pandemie nahm die Zahl der Auslandsreisen kontinuierlich zu. Nach Überwindung dieser Krise könnte der Faden im Zuge des Nachholbedarfs umso heftiger wieder aufgegriffen werden. Aus der Perspektive der Urlaubsorte wird Tourismus besonders problematisch, wenn die Übernachtungszahlen schneller wachsen, als die lokale Bevölkerung selbst darauf reagieren kann.
Menschen wollen in die Natur, Lieblingsorte und Landschaften für die Zukunft bewahren. Viele würden gern Menschen in ärmeren Ländern unterstützen. Das kann etwa die Hilfe für Handwerker und andere Berufsgruppen sein, Förderung von Bildungsprojekten, Aufforstung von Naturwäldern, Brunnenbau oder Einrichtung von Pflegestationen verletzter Wildtiere sein.
So macht’s Wikinger Reisen
Seit 1996 gehört Wikinger Reisen zu 20 % der gemeinnützigen Georg Kraus Stiftung. Mit jeder Buchung einer Wikinger-Reise trägst du dazu bei, dass ein Fünftel des Gewinns direkt in über 50 Bildungsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika fließt. Getreu dem Motto: „Der beste Weg aus der Armut ist der Schulweg.“ Mit wenig Geld kann man vor Ort viel bewirken. Für uns bedeuten die Beträge fast nichts.
Es geht uns alle an. Meere und Strände versinken im Plastikmüll, Tiere sterben daran und die ersten Rückstände im menschlichen Körper wurden bereits nachgewiesen. Plastikmüll im Urlaub vermeiden kann zu einer echten Herausforderung werden.
Hier geht es zum Nachhaltigkeitsbericht von Wikinger Reisen
Die umweltschonende Anreise
Wie reise ich umweltschonend mit dem Flugzeug an?
Was nicht überraschen sollte: Flugreisen tragen erheblich zu einer verheerenden Bilanz bei. Bemühen wir den Rechner von myclimate in Deutschland. Dann trägt eine Person z.B. für einen Flug von Hamburg nach Stuttgart via München zu fast so viel CO2 bei, die diese Person pro Jahr verursachen dürfte, um den Klimawandel aufzuhalten. Zwar ist der Treibstoffverbrauch pro Passagier seit 1990 um 43 Prozent gesunken. Auch experimentiert die Branche mit optimierten Flugrouten, leichterer Bauweise, neuen Treibstoffen und effizienteren Antrieben. Doch diese Fortschritte werden zunichte gemacht, weil die Zahl der Flüge viel schneller zunimmt als der Pro-Kopf-Verbrauch sinkt.
Wirklich so schlimm?
Flugreisen sind nicht grundsätzlich zu verdammen. Jedoch um eine möglichst günstige Umweltbilanz zu bewerkstelligen, hat jeder es selbst in der Hand, eine umweltverträgliche Fluggesellschaft zu wählen. Hinzu sollte man möglichst auf Nonstopflüge bestehen, weil jede Zwischenlandung ein enormes Mehr an giftigen Luftverschmutzern verursacht. Ohnehin können viele kleine Flughäfen nur durch Subventionen überleben. Nicht von der Hand zu weisen ist auch die Reisedauer. Eine Fernreise erhält ihre Berechtigung desto eher, je länger man seinen Urlaub vor Ort verbringt. Und je weniger Gepäck ich mit mir trage, desto weniger Emissionen müssen ausgestoßen werden. Wer einen Flug nicht vermeiden kann, sollte sich für die Kompensierung von CO2 entscheiden und Anbieter mit “grüner Ausrichtung” wählen. Doch die zusätzliche Gebühr zum Flug als Ausgleich zugunsten von umweltfreundlichen Projekten ist umstritten. Hier sind die vertrauenswürdigen Projekte mancher Reiseanbieter gefragt. Auch eine Kerosinsteuer könnte die Belastung lindern.
Vielleicht das Auto nehmen?
Mit einer Autoreise steht man zwar besser. Desto eher, je mehr Passagiere mitfahren. Aber die Umweltbilanz ist ebenfalls nicht berauschend, erst recht, wenn viele auf die gleiche Idee kommen und im Stau stecken. Also mal weiter umschauen für das nachhaltige Reisen, was gibt’s noch?
Alles Klarschiff?
Kreuzfahrtschiffe, die Tausende Passagiere transportieren, fahren nach wie vor mit umweltfeindlichem Treibstoff wie Schweröl. Flüssiges Erdgas ist noch nicht verbreitet. Zudem beeinträchtigen sie die Häfen, verursachen Lärm und überragen die kulturellen und historischen Highlights. Unmengen von Passagieren überschwemmen geradezu die Sehenswürdigkeiten und beeinträchtigen das Leben der Einheimischen. Ganz zu schweigen von den Abfällen, den die Reisenden der „monsters of the sea“ verursachen.
Step für Step
Je nach Reiseziel geht es jedoch auch anders. Wie weit bzw. nah entfernt befindet sich mein Reiseziel von meinem Zuhause? Ein sparsames, umweltschonendes Auto mit mehreren Passagieren kann ebenfalls eine günstige Ökobilanz hervorbringen. Ein Bus bringt zwar mehr Auspuffgase hervor, kann sich aber beim Transport von einer Vielzahl an Reisegästen als umwelttechnisch günstig erweisen. Ebenfalls bietet sich auch eine Bahnreise an, ein unschlagbares Transfermittel. Außerdem kann ich meinen Flug kompensieren, beispielsweise mit Anbietern wie atmosfair. Hier kannst du ausrechnen, wie viel CO2 du mit deinem Flug ausstößt und mit einem Geldbetrag weltweite Kompensationsprogramme unterstützen.
Wie kann ich vor Ort nachhaltig reisen?
Hand aufs Herz: Achte ich schon beim Kauf im Supermarkt nicht auf Umweltsiegel, werde ich es am Urlaubsort auch nicht machen. Hier ist ein Umdenken gefragt. Ebenso ist Massentourismus, der sogenannte harte Tourismus, nicht umwelt- und sozialverträglich. Luft, Wasser und Boden werden über Gebühr beeinträchtigt, es kommt zusätzlich zu Wasserknappheit.
Reise ich individueller, mache viel zu Fuß, dann kann ich nicht nur meinen Körper stählen und umweltfreundlich grandiose Landschaften genießen und schätzen lernen, sondern auch lokale Anbieter wie Gewerbetreibende und gastronomische Betriebe unterstützen und deren Arbeitsplätze sichern helfen. Ich nutze typische Speisen vor Ort und konsumiere auch sonst Waren und Dienstleistungen, die vor Ort angeboten werden. So kann ich gleichzeitig dafür sorgen, dass das Reiseland und seine Bevölkerung gleichsam davon profitieren. Kreuzfahrten sind in diesem Zusammenhang besonders ungeeignet, weil die Besucher weder Übernachtung vor Ort buchen noch Essen kaufen müssen und für Besichtigungen nur wenig Zeit haben.
Wenn ich kein Verkehrsmittel zur eigenen Verfügung habe, darf die Frage erlaubt sein, ob ich für größere Entfernungen vor Ort auch mal ein Fahrrad miete oder ob es geeignete Linienbusverbindungen gibt.
Wie machen’s die Länder?
Doch auch die Verantwortlichen in den Reisezielen selbst können Maßnahmen ergreifen. Venedig z.B. begrenzt Touristenzahlen durch Vermeidung von Lizenzen bestimmter Kreuzfahrtgrößen, um nicht im Müll zu ersticken. Das Stadtmarketing von Amsterdam preist Ziele in der Umgebung der Stadt an. Für Dubrovnik, von Kreuzfahrtschiffen ebenfalls geplagt, bietet eine Webseite Prognosen, wann wie viele Besucher zu erwarten sind, damit sich andere Touristinnen und Touristen ruhige Besuchszeiten suchen können. In Barcelona gibt es strenge Auflagen für Privatvermietungen und Hotelbauten, Mallorca bekämpft mit rigiden Maßnahmen den Alkoholtourismus. Island begrenzt den Zugang zu einer malerischen Schlucht, um dort Schäden durch den Ansturm von Schaulustigen zu verhindern. Und die indonesischen Behörden wollen durch Schließung einer Insel die dort lebenden Komodo-Warane, eine Echsenart, schützen. Dies setzt sowohl Akzeptanz der Touristen voraus als auch der Zielorte, ggfls. auf einen Teil der Einnahmen zu verzichten.
Eine wiederverwendbare Trinkflasche sollte keinesfalls auf deiner Packliste fehlen. So kannst du vor Ort jede Menge Plastikmüll einsparen. In Ländern mit Trinkwasserqualität kannst du direkt Leitungswasser abfüllen. Woanders verwendest du Wasser aus großen Behältern wie Gallonen oder sogar aus Gebirgsquellen. Das spart im Nachhinein auch Geld.
Die wichtigsten Punkte:
Interkulturelle Werte leben
Lerne vorab die Kultur der Länder kennen, die du bereist, und bringe dir die Sprache bei. Wenigstens einige wichtige Begriffe zeigen Wertschätzung gegenüber den Einheimischen. Die Menschen vor Ort freuen sich und merken sehr wohl, dass du dich bereits mit ihrem Land beschäftigt hast. Begegne ihnen daher respektvoll und behandle deine Mitmenschen so, wie du auch behandelt werden möchtest. Die Begegnungen mit den Menschen vor Ort sind Momente, die einem besonders im Gedächtnis bleiben. Nicht zu vergessen: Du befindest dich als Reisender im Alltag der Bereisten. Du wirst mit schönen Erlebnissen vielfach entlohnt.
Die Unterkunft
Nachhaltig Reisen bedeutet auch, eine nachhaltige, inhabergeführte Unterkunft zu wählen, die den großen Hotelketten vorzuziehen sind. Das intensiviert dein Reiseerlebnis besonders intensiv. Buchungsplattformen wie Good Travel zeigen dir dazu passende und handverlesene Quartiere in Europa.
Good food, good mood
Überlege, was du kulinarisch zu dir nimmst. Entdecke das, was aus der Region kommt. Probiere familiengeführte Trattorien aus und besuche Wochenmärkte, die Waren feilbieten, die lokal fangfrisch oder erntefrisch erzeugt werden. Hier essen auch die Einheimischen. Das Gleiche gilt für das Einkaufen. Lieber den Laden beim Landwirt oder den Handwerker vor Ort verwenden, der die Mitbringsel in guter Qualität noch selbst fertigt. So werden die Menschen vor Ort unterstützt, häufig sogar mit einem fairen, günstigen Preis.
Energiesparen
Die Ressourcen in der Unterkunft sind üblicherweise knapp. Schalte immer die Klimaanlage und das Licht aus, wenn du dich nicht in der Unterkunft befindest. Verwende Handtücher mehrmals, so wie du sie vermutlich zuhause auch nicht täglich wechselst. Das gleiche gilt für die Bettwäsche. Vermeide kleine Verpackungsgrößen und somit unnötigen Verpackungsmüll.
Weil wir sie lieben – unsere schöne Welt
Hinterlasse die Natur so, wie du sie vorgefunden hast. Lasse keinen Müll liegen, sondern entsorge ihn entsprechend. Warum kann man sich nicht die kleine Mühe machen und Plastikmüll aufsammeln, um ihn in den nächsten Mülleimer zu werfen?
Was kann ich nach der Reise tun?
Ermittle in einschlägigen Internetportalen deinen persönlichen ökologischen Fußabdruck. Er gibt an, wie viele Hektaren Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche nötig sind, um die verbrauchten Ressourcen zu erneuern und die entstandenen Abfallprodukte zu absorbieren. Ich hab’s über myclimate probiert und war der irrigen Meinung, dass ich sehr wohl und sogar ausreichend auf die Umwelt achte. Ich versuche, Verpackungsmüll zu vermeiden. Auf Plastikächtung achte ich auch, ich trenne Müll, und ich fahre deutlich weniger als 7.000 km pro Jahr mit eigenem PKW. Die weiteren Inputs waren ehrlich; denn man möchte ja ein verlässliches Ergebnis vorliegen haben. Das Ergebnis: Wenn alle Menschen so verbrauchen würden wie ich, würden wir 3,5 Planeten brauchen. Ein Wert, der mich erschreckt hat. Doch wenn dieser Schrecken heilsam ist, achte ich mehr und mehr darauf, die Umwelt zu schonen – ein kleiner Beitrag zur besseren und lebenswerten Welt.
Bei jeder Reise findest du den CO2-Fußabdruck mit der Angabe, wie viele CO2-Emissionen der Flug verursacht, und eine Möglichkeit, diese zu kompensieren.
Spende regelmäßig an vertrauenswürdige Projekte. Setze bei allen vorbildlichen Maßnahmen auf den Nachahmeffekt.
Tourismus braucht Natur – Natur braucht Tourismus
Ziel der Tourismusbranche sollte es daher sein, die Natur zu erhalten und Kultur zu schützen. … Generell sollte nachhaltiger Tourismus ökologisch tragfähig und gerecht für alle beteiligten Menschen sein, während er zugleich auch wirtschaftlich sinnvoll gestaltet werden sollte. Heute haben viele Menschen die Möglichkeit, andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Reisen und Tourismus können daher zur Völkerverständigung und zu wirtschaftlichem Wohlstand der besuchten Regionen beitragen.
Die andere Wahrheit ist, dass gerade während der Pandemiezeit der ausbleibende Tourismus auch nicht zum Schutz von Natur beitragen kann. Ohne Reisende keine Finanzierung von Wildhütern, Korallenriffen, Meeresschutzgebieten, Nationalparks, Ökosystemen, Artenerhalt etc. Gut funktionierender Tourismus kann dazu dienen, dass Wilderer zurückgedrängt, Abholzungen reduziert und illegale Fischereien vermieden werden. Martina von Münchhausen, Tourismusexpertin des WWF, drückt es so aus: „Je stärker der Mensch in die Wälder und Ökosysteme eingreift, desto stärker wächst die Gefahr der Pandemien. Der Tourismus, der von der Pandemie am härtesten betroffene Sektor, ist doch die Branche schlechthin, die sich für mehr Naturschutz, für ein striktes Verbot von illegalem Wildtierhandel, für eine Ausweitung von Schutzgebieten und für eine nachhaltigere Lebensweise einsetzen sollte.“
Es kommt also nicht darauf an, irgendwie zu verreisen, sondern wie wir nachhaltig reisen.
Machst du mit, einen Nachahmeffekt zu erzeugen?
Ein wahrhaft komplexes Thema! 💚
Euer Rainer