Liparische Inseln Reisebericht – „ Vulkaninseln unter sizilianischer Sonne“

Liparische Inseln – oder auch äolische Inseln, sind den meisten Pauschalurlaubern noch fremd, aber unter den Wanderurlaubern ein echtes Kennerziel!

Spätestens seit der zugehörigen WDR-Folge  der bekannten „Wunderschön“  Reisesendung mit Tamina Kallert stieg der Bekanntheitsgrad der sieben kegelförmigen Schwesterinseln nördlich von Sizilien rapide an. Und so wundert es nicht, dass die Hälfte der Wikingergäste meines Reisetermins angaben, die Reise deshalb gebucht zu haben, weil sie eben diese Fernsehreportage gesehen haben.

Ciao Sicilia

Die Anreise erfolgt via Sizilien. Wir, die anderen Wikingergäste meiner Gruppe und meine Wenigkeit, landeten über den Tag verteilt in Catania. Nach einem sehr herzlichen Empfang durch unsere Reiseleiterin Stefanie Zettl ging es zunächst mit dem Bus in den Ort Zafferana Etnea am Fuße des Ätna. Schon während der Fahrt genossen wir die ersten Ausblicke auf das Mittelmeer und natürlich unseren Hausvulkan. Steffi ließ es sich nicht nehmen die Stimmung noch zu heben, indem sie für uns frisch geerntete Kirschen kaufte und im Bus herumreichte. So kann ein Urlaub beginnen . 🙂

In Zafferana angekommen blieb uns, je nach Ankunftszeit, noch Zeit uns frisch zu machen, im Ort ein erstes Gelato zu essen, oder noch bis zur Lavazunge des letzten Ausbruches des Ätna zu wandern. Zum Abendessen kam die Gruppe dann zum ersten Mal zusammen.

Überfahrt nach Lipari

Ankunft auf Lipari: Am nächsten Morgen verließen wir schließlich Sizilien und näherten uns unserem finalen Reiseziel den Liparen.

Aliscafo – Tragflügelboot

Mit dem Aliscafo (Tragflügelboot) hielten wir zunächst auf Vulcano zu, die Anwesenheit vulkanischer Aktivitäten konnte dem Geruch nach nicht geleugnet werden, und fuhren sofort weiter nach Lipari, unserem Standort für die nächsten fünf Nächte.

Zu meinem Reisetermin logierten wir im Hotel Oriente – einem süßen kleinen Stadthaus mit schönem Garten, wo man nach den Wanderungen noch unter Zitrusbäumen entspannen kann. Die Zimmer sind alle sehr unterschiedlich aber liebevoll eingerichtet. Das Frühstück wird im Hotel gereicht, für die Abendessen suchen wir immer lokale Trattorien und Restaurants auf. Eine tolle Mischung, da man so noch abends durch die Gassen der Altstadt flanieren und das Dolce Vita der Italiener zu spüren bekommt.

Südspitze Lipari

Unsere erste Wanderung führte uns direkt vom Hotel aus zur Südspitze der Insel Lipari.

Kapernblüte

Entlang schön angelegter Panoramawege liefen wir uns bequem ein. An blühenden Ginsterbüschen vorbei erreichten wir bald auch schon unseren ersten Wanderstopp. Einen in voller Blüte stehenden Kapernstrauch. Die blassvioletten Blüten, die später die köstlichen Kapernäpfel hervorbringen, sind eines der Wahrzeichen des Inselarchipels und aus der lokalen Küche nicht wegzudenken. Logisch also, dass wir hier zunächst einen Fotostopp einlegen mussten. 😉 Weiter wanderten wir bis zu einem Aussichtspunkt mit Panoramablick auf die Nachbarinsel Vulcano, die wir am folgenden Tag besuchen sollten.

Vulcano

Das angenehme dieser zwei Wanderwochen ist, dass fast alle Wanderungen ohne Bustransfers auskommen. Stattdessen fahren wir gemütlich mit dem Boot von Insel zu Insel, lassen uns den salzigen Meerwind um die Nase wehen und bewundern die großartigen Küstenlandschaften. Urlaub wie er sein sollte! Je näher wir Vulcano kommen, desto intensiver nehmen wir den bereits vom Vortag bekannten Geruch wahr. Schwefel!

Die Insel Vulcano kann ihren vulkanischen Ursprung in keinster Weise leugnen. Weder im Namen, noch in Ihrer Topografie und erst recht nicht in ihren Ausdünstungen 🙂 Wir machten uns zunächst auf, den Krater zu besteigen. Über Asche und Geröll ging es hinauf zum Gipfel. Der Ausblick entlohnt jegliche Strapazen, Blicke bis hinüber nach Lipari und auch Stromboli ist in der Ferne zu erkennen.

Doch auch der Krater selbst ist sehenswert. Gelbe Schwefelkristalle und rauchende Fumarolen weit und breit. Vulkanismus pur! Wieder abgestiegen auf Meereshöhe bleib noch Zeit für eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Inselgruppe: das Schwefelbad. Ob es schöner macht sei dahingestellt, auf jeden Fall soll es gesund für die Haut sein und angenehm ist es allemal. Man sollte sich jedoch dessen bewusst sein, dass die Badebekleidung und auch man selbst, noch einige Zeit danach verräterisch nach Vulcano duften. Dies führt immer wieder zu amüsanten Reaktionen der anderen Urlauber 😉

Salina

Die dritte Insel, die wir erkundeten, war Salina. Wieder ging es per Boot von Lipari aus zur Nachbarinsel. Im Hafen angekommen, fuhren wir noch ein kleines Stück mit dem Bus weiter um zu unserem Wandereinstieg zu gelangen. Eine vollkommen andere Vegetation als auf Vulcano erwartet uns. Wälder, Farne und ein üppiges Grün, bedingt durch die auf der Insel vorkommende Süßwasserquelle. Auf überwiegend schattigen Waldwegen geht es hinauf zum Monte Fossa delle Felci (962 m), der höchsten Erhebung des Archipels.

Gipfelblick vom Monte Fossa

Oben angekommen darf der „Gipfelwein“ natürlich nicht fehlen. Diesen hat unsere Reiseleiterin Steffi mühevoll den ganzen Weg für uns hochgetragen. Ein hoch auf die Wikinger-Reiseleiter! Auch vom Monte Fossa bietet sich ein besonderer Ausblick. Bei klaren Wetterverhältnissen kann man alle sieben Inseln und sogar den Ätna erblicken. Auf halber Höhe des Abstieges erwartete uns eine weitere Überraschung. Ein lokaler Händler ist extra für uns zum Wanderparkplatz gefahren um uns den bekannten Malvasia-Wein von Salina anzubieten. Natürlich darf auch eine Probe-Verkostung nicht fehlen. Prosit!

Liparis Norden

Die vorerst letzte Wanderung auf Lipari führte uns in den Norden der Insel. Vorbei an den ehemaligen Bimssteinbrüchen erreichten wir den dünn besiedelten Norden. Die Wanderung führte uns ins Landesinnere und auch wenn dieses Mal die Ausblicke nicht mit den vorherigen konkurrieren konnten, gab es trotzdem wieder eine Besonderheit. Auf dem Wanderweg und auch abseits des Weges findet man überall Obsidian.

Die funkelnden schwarzen Steine, die beinahe wie geschliffenes Glas wirken machten die Inseln einst reich und zu Handels-plätzen. Nachdem „das schwarze Gold“ jedoch an Bedeutung verlor, verloren auch die Liparischen Inseln Ihren Status als Handelsroute. So erfährt man allerhand Geschichtliches während einer auf den ersten Blick unscheinbaren Wanderung. Belohnung gibt es zum Abschluss des Wandertages natürlich auch. Ein schmackhaftes Granita (italienisches Wassereis).

wohlverdientes Granita

Welche Abenteuer uns in der zweiten Reisewoche erfahren und welchem Prominenten wir in den Gassen von Strombolistadt begegnet sind, dazu mehr im nächsten Teil.

Auf nach Stromboli

Wir verließen die Insel Lipari für drei Nächte und machten uns mit dem Boot auf den Weg zur berühmtesten Insel des Archipels. Stromboli, allein der Name klingt schon nach Abenteuer! Nach der Ankunft in dem kleinen Hafen verstauten wir unser Gepäck auf dem inseltypischen Ape (Dreiradmobil) und spazierten zu Fuß durch den Ort zum Hotel Villagio Stromboli.

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Eines unserer Boote für die täglichen Fahrten

Wir kamen am berühmtesten Haus vorbei, der „Villa Ingrid“, in der Ingrid Bergman während der Dreharbeiten zum Spielfilm „Stromboli“ logierte. Dazu aber später mehr. 😉 Nach der Ankunft im Hotel hatten wir zunächst ein wenig Zeit zum Relaxen, denn am Abend wartete noch eines der Highlights der Reise auf uns.

Der Aufstieg zum Kratergipfel des Stromboli

Gegen 17:00 Uhr ging es los. Nach einer Einweisung von unserem lokalen Bergführer zum Aufstieg und Erläuterungen über Verhalten am Berg wanderten wir mit Helm, Stirnlampe und Respekt vor dem Berg los. Zunächst führte der Weg  hinauf durch Schilf und Macchia. Dann erreichten wir den Aschepfad, der uns in vielen Kurven bis zur Zwischenstation führte. Mittlerweile dämmerte es bereits und es hieß „Helme und Stirnlampen“ aufsetzen. Die letzten Meter bis zum Kraterrand waren die Anspruchsvollsten. Starker Aschewind blies uns um die Nase und der Stromboli machte seinem Namen alle Ehre und puffte/entgaste dichte Rauchwolken.

Am Gipfel hatten wir dann eine halbe Stunde Zeit uns die Eruptionen im Krater anzuschauen.

Leider war an diesem Abend die Rauchdecke so dicht, dass wir außer einem leichten roten Glimmen keine Lavafontänen erblickten. Aber das Erlebnis, einen aktiven Vulkan bestiegen zu haben, war auch so ein einmaliges Erlebnis! Der Abstieg war ebenso spektakulär, wie der Aufstieg. In 20 Minuten rutschten/liefen wir ein Aschefeld hinab – nur beleuchtet von den kleinen Lichtkegeln unserer Stirnlampen. Um uns herum bereits tiefste Nacht, wow! Und dann, ganz plötzlich, befanden wir uns wieder im Schilfdickicht und hatten nur noch wenige Meter bis zum Ort und Hotel zu laufen.

Im Hotelrestaurant stießen wir dann auf die gelungene Besteigung an und trafen auch die Gäste wieder, die sich aufgrund des Wanderanspruchs gegen den Aufstieg entschieden haben. Kurz nach 2 Uhr fiel ich dann erschöpft aber glücklich in einen tiefen Schlaf.

Auf und rund um Stromboli

Nach dem erlebnisreichen ersten Tag, konnten wir den zweiten Tag individuell gestalten. Unsere Reiseleitung bot an, eine Inselrundfahrt mit Stopp in Ginostra zu machen, wofür sich fast die gesamte Gruppe entschied. Und so schipperten wir los und konnten unsere Wanderstrecke vom vorherigen Abend noch einmal aus einer anderen Perspektive nachverfolgen. Angekommen in Ginostra, ein Ort der über den Landweg nicht zu erreichen ist, entdecken wir die urigen Häuser und lernen die Bewohner kennen.

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Bootsfahrten mit Ausblick

Echt spannend: Wenn die Witterung eine Anlandung der Boote nicht ermöglicht, leben diese Menschen tage- oder auch wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten.

Weiter fuhren wir mit dem Boot entlang der Sciara del Fuoco (Feuerrutsche) im Nordosten der Insel und konnten vom Boot aus immer wieder herabrollende Gesteinsbrocken aufgrund der vulkanischen Aktivität beobachten. Dazu die regelmäßig austretenden Rauchwolken über dem Hauptgipfel und das Vulkanfoto ist perfekt. Bevor wir zurück in den Hafen einliefen, schipperten wir noch an Strombolichico vorbei und bestaunten die Yacht von Giorgio Armani. Dieser legt jeden Sommer für einige Wochen vor Stromboli (angeblich seine Lieblingsinsel) vor Anker. Und es kam noch besser. Auf dem Weg zurück zum Hotel begegneten wir ihm tatsächlich im Gassengewirr des kleinen Städtchens. Wahnsinn!

Ingrid Bergman und Roberto Rossellini

Nach dem entspannten Tag auf dem Schiff wanderten wir am letzten Tag auf der Insel noch einmal drauf los. Abseits der bekannten Vulkanstrecke wanderten wir an Kapernsträuchern und Schilf vorbei in Richtung Norden.

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Filmplakat

Dort gibt es einen tollen Aussichtspunkt von Landseite auf die Feuerrutsche und den Gipfel. Noch ein paar mehr Fotos vom Vulkan geschossen und schon ging es gemütlich wieder zurück.

Den Nachmittag konnten wir somit zum gemütlichen Bummeln durch den malerisch angelegten Ort nutzen. Die Häuser erinnern an die weißen, kubenartig angelegten Bauten Nordafrikas. Dazu das Blau des Meeres, das Pink der Bougainvilleas und das kräftige Grün der Macchia. Ein Augenschmaus für jeden Fotografen. Aber auch die kleinen Lädchen haben viel Charme und verkaufen schöne, teilweise selbst hergestellte Souvenirs. Da wird nicht nur Giorgio fündig. 😉

Am Abend hatte Steffi noch eine besondere Überraschung für uns vorbereitet. Wer wollte, konnte sich im Fernsehraum des Hotels den Film „Stromboli“ Roberto Rosselinis mit Ingrid Bergman anschauen. Der Film bei dessen Dreharbeiten sich die Beiden näher kamen. Dazu wurde Limoncello gereicht und die Stimmung war perfekt. Ein grandioser Abschluss unseres Inselabenteuers.

Panarea – Insel der Reichen und Schönen

Wir verließen Stromboli wieder und fuhren mit dem Boot zurück Richtung Lipari.

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Liparische Inseln – am Capo Milazzese

Unterwegs machten wir jedoch noch Halt auf der Insel der „Reichen und Schönen“. Panarea ist im Sommer ein Mekka der High Society Italiens. Im Mai jedoch können wir noch herrlich wandern. Da es an unserem Tag jedoch zu heiß für die eigentliche Gipfelwanderung war, unternahmen wir alternativ eine Küstenwanderung zur Ausgrabungsstätte eines bronzezeitlichen Dorfes am Capo Milazzese.

Wieder boten sich uns völlig andere Panoramen auf die umliegenden Inseln an. Nach der Besichtigung der antiken Mauern blieb uns sogar noch genügend Zeit uns am hellen Sandstrand zu sonnen und ein erfrischendes Bad im Meer zu nehmen, bevor wir endgültig nach Lipari aufbrachen. Dort bezogen wir wieder unsere bereits vertrauten Zimmer und ließen die vergangenen drei Tage Revue passieren.

Natur und Kultur – Tag auf Lipari

Unfassbar, aber an diesem Tag regnete es am Vormittag! Doch nicht verzagt, Reiseleiterin Steffi gefragt. Sie organisierte für uns eine Führung durch das geschichtliche Museum der Stadt, geführt von Ute Krohmer (bekannt aus der WDR-Sendung Wunderschön! auf Lipari). Mit Begeisterung erzählte uns die Dame von der tausendjährigen Geschichte Ihrer Insel. Unbedingt empfehlenswert.

Zur Mittagspause kehrte ich mit einer Mitreisenden in ein nettes Café am Hafen ein, wo ich mir ein Pane Cunsato bestellte. Ein belegtes Brötchen á la Lipari. Köstlich! Am Nachmittag lockerte das Wetter doch noch auf, sodass wir zumindest noch eine Kurzwanderung mit herrlichen Ausblicken auf die Stadt und den Hafen unternehmen konnten.

Alicudi, die unbekannte Schöne

Am nächsten Tag war wieder ein fakultativer Ausflug möglich. Mit dem Boot von Lipari nach Alicudi mit anschließender Wanderung. Im Rückblick einer meiner schönsten Tage während der Tour. Auf Alicudi gibt es weder Autos noch eine Wasserversorgung.

Alle benötigten Waren werden per Maultier durch die engen Gassen befördert. Schuld daran sind die engen und steil angelegten Straßen, naja eher Gässchen. Zum Wandern aber ideal. Das Licht, die Farben, die Panoramen, ich kann es nicht beschreiben. Fakt ist, hätte ich noch eine Kamera mit Film, ich hätte allein an diesem Tag zwei Filme vollgeknipst. 🙂

Letzte Wanderung im Westen Liparis

Es steht bereits unser letzter Programmtag an. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir in den Westen der Insel.

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Blick auf Salina

Von dort wanderten wir mit herrlichem Blick auf Salina entlang der Küste. Noch ein letztes Mal konnten wir die großartigen Paninis von Gilberto und Vera zum Picknick mitnehmen.

Ich kann jedem, der nach Lipari kommt, nur empfehlen mindestens 3 Sorten der köstlich belegten Brote zu kosten. Sie sind großartig! Aber auch die letzte Wanderung bildete einen schönen Abschluss der vergangenen Tage. Es gab viel zu sehen, eine tolle Vegetation und auch einen weiteren Einblick in die Geschichte Liparis. Mehr sei nicht verraten. 😉

Abschied nehmen

Schon nahte der Abschied. Wir verließen zunächst Lipari um noch eine letzte Nacht auf Sizilien zu nächtigen. Am letzten Tag flog unsere Gruppe dann schließlich über den Tag verteilt zurück nach Deutschland. So schnell vergehen zwei Wochen. Jeden Tag lernten wir neue Facetten der Region kennen und wurden bei moderaten Wanderungen gefordert.

Ich würde sagen, die Liparische Inseln haben einen neuen Fan!

Hier geht’s zur Reise!

Ciao Lipari, Ciao Italia!

Eure Nicole

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Äolos- der Herr der Liparen