Herbst 2016. Unsere Tochter ist nicht mal ein halbes Jahr alt. An Laufen ist zwar noch lange nicht zu denken. Dafür aber klappt das morgendliche Klettern an der Handtuchheizung schon ganz gut. Genauso gut wie das Herausziehen der Schnürsenkel aus Papas Stiefeln. Ist es also jetzt schon an der Zeit, den erträumten Familienkletterurlaub in Angriff zu nehmen?
Ab welchem Alter können Kinder klettern?
Sobald sie krabbeln und sich aufrichten können, können sie auch klettern. Denn dann sind Stühle, Bänke, Treppen nicht mehr sicher vor den Zwergen. Oder wie in unserem Fall – die Handtuchheizung. Dabei ist das Aufrichten ausschlaggebend. Denn wenn die Kinder aufstehen, können sie anfangs nicht vorwärtsgehen. Aufwärts dafür aber umso besser. So lernen sie zeitparallel, laufen mit bzw. mithilfe von Klettern. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn ein halbjähriges Kind eine Sprossenwand hinaufkraxelt. Doch im Alter von einem halben Jahr ist es für einen Kletterurlaub am Felsen eindeutig zu früh.
Kletter- bzw. Boulderhalle für den Anfang
Wichtig dabei ist es zu erwähnen, dass man nicht pauschal sagen kann, wann die Kinder reif für die erste Kletterroute sind. Denn ihre motorischen Fähigkeiten entwickeln sich äußerst unterschiedlich. Doch für den Anfang, wenn du selbst gerne klettern gehst, bieten sich die Kletter- bzw. Boulderhallen an. Dort kannst du dein Kind bestens bei seinen ersten Versuchen unterstützen. Doch halte dein Kind nicht zu lange an der Wand: Denn spätestens nach 10 Min. wird es für die Kleinen langweilig. Meistens gibt es jedoch in den Kletterhallen noch eine Spielecke, sodass die Kinder dort schnell die willkommene Abwechslung finden.
Ran an den Felsen
Unseren ersten Familienkletterurlaub unternahmen wir tatsächlich sechs Monate nach der Geburt unserer Tochter. Doch ohne Babysitting (danke Opa!) wäre aus der Kletterreise zum Gardasee nichts geworden. Es geht dabei auch nicht darum, dass unsere Tochter direkt an die Wand steigt. Sie sieht aber, was ihre Eltern so treiben. Und dies ist für ihre Weiterentwicklung äußerst wichtig. Denn es ist egal, ob es um Klettern, Yoga oder Kirschen aus dem Nachbargarten stibitzen geht: Wir leben den Kindern alles vor. Daraus lernen sie.
Die beste Freude ist geteilte Freude
Und der Lernprozess hört dann nicht mehr auf: Im Alter von zwei Jahren begleitete sie uns zum Kalymnos. Aber Achtung: Die Routen hier sind teilweise bis zu 30 m lang! Los ging es, natürlich mit maximaler Sicherheit: fester Fels, Top-rope gesichert und mit Kletterhelm. Angst hat sie noch nicht, – die lernen Kinder viel später kennen. Dafür wird es ihr schnell langweilig: Nach zwei-drei Routen ist es mit dem Kletterspaß vorbei. Also Lernlektion für Mama & Papa: Nie wieder allein zum Kletterurlaub fahren! Seit drei Jahren halten wir uns daran: Egal ob Fahrrad-, Langlaufski-, oder Kletterurlaub: Eine befreundete Familie mit Kind ist immer dabei. Und die Anwesenheit eines anderen Kindes tut Wunder: Zu zweit macht das Klettern viel mehr Spaß! Es funktioniert nach dem Prinzip „Wenn du das schaffst, schaffe ich das auch!“. Denn teilweise motivieren sich die Kinder gegenseitig, sodass sie sich in ihrer Leistung enorm steigern. Was allerdings für uns Eltern nie ein Wunschziel ist, sondern eher ein willkommener Nebeneffekt…
Das Base Camp
Auch wenn die Kinder zu zweit klettern, wird es irgendwann langweilig für sie. Dann ist es wichtig, ein gutes Base Camp für sie einzurichten. Im sicheren Abstand von den Felsen und ausgesetzten Stellen. Im Schatten und nicht abschüssig. Dort wird eine Decke ausgebreitet, auf der die Kinder malen, toben oder mit Schleichpferden spielen können. Dann können sich die Eltern bedenkenlos auf das Klettern konzentrieren.
Und nach dem Klettern…
…muss schon was ganz Großartiges passieren! Das ist der Win-Win-Deal mit unserem Nachwuchs: Ihr kommt zum Klettern und macht mit. Danach kommen wir zum Strand, zum Spielplatz oder zum Eisessen mit. Beide Seiten sind überglücklich – ein Garant für einen gelungenen Kletterurlaub 😊
Wir freuen uns schon auf den nächsten: In einer Woche fliegen wir nach Sizilien. Diesmal kommen sogar zwei Familien mit.
Bis zum nächsten Mal,
Euer Darek