Highlights der Kanaren: „Pfiffige“ Gomeros oder was ein Norweger auf La Gomera macht

Auf der Suche nach den Highlights der Kanaren setzte ich bei der diesjährigen Urlaubsplanung folgende Prioritäten: leichte Wanderungen und viel Entspannung. La Palma? El Hierro? „ Nein, Du musst unbedingt nach La Gomera“, meinte meine Kollegin Svenja, „da pfeifen sie so schön.“

Ok, normalerweise habe ich andere Reiseauswahlkriterien. Was also bietet La Gomera noch? Ich informiere mich und lese, dass die Insel noch zu Beginn der 80er Jahre als Geheimtipp für Individualisten, sprich „Hippies“, galt. Die 370 Quadratmeter Inselfläche sind eine Mischung aus Meer, tropischer Vegetation und Vulkanismus.

Highlight auf den Kanaren: Meer überall
Highlight auf den Kanaren: Meer überall
Highlight auf den Kanaren: tropische Vegetation
Highlight auf den Kanaren: tropische Vegetation
Highlight auf den Kanaren: Vulkanlandschaften
Highlight auf den Kanaren: Vulkanlandschaften

Highlights der Kanaren: Ideales Wanderklima

Ganzjähriges Wanderklima mit Temperaturen zwischen 20 und 26 Grad. Super!

Das klingt auf alle Fälle schon mal interessant. Ich checke unsere Reisen und bleibe bei Reise „Aktiv und entspannt auf La Gomera“ hängen. Das ist sie, meine Reise: Leichte Wanderungen in Kombination mit einem komfortablen Vier-Sterne-Hotel.

Hotel Jardín Tecina
Hotel Jardín Tecina

Am 28.10. fliege ich zunächst nach Teneriffa und treffe am Flughafen gleich ein paar Mitreisende. In einem bequemen Kleinbus geht`s gleich weiter zum Hafen von Los Christianos, von wo uns die Fähre auf die zweitkleinste Insel der Kanaren bringen soll. Doch Moment … Fred Olsen Express Fähre? Das klingt nun wirklich nicht spanisch.

Nach 45 Minuten Überfahrt landen wir in San Sebastian auf La Gomera. Von dort aus schlängelt sich unser Bus mit der langsam hungrig werdenden Gruppe die Serpentinen hoch und wieder runter zum Hotel Jardín Tecina in Playa Santiago. Mittlerweile ist es 22 Uhr und ich bete, dass wir noch etwas zu essen bekommen.

An der Rezeption werden wir freundlich begrüßt, man will unser Gepäck auf unsere Zimmer bringen, während wir das Restaurant aufsuchen. Das hört sich nach einem perfekten Urlaubsstart an.

In den Unterlagen über das Hotel lese ich, dass dieses der Familie Fred Olsen gehört. Nun bin ich doch neugierig geworden, was es mit diesem Norweger Fred Olsen auf La Gomera auf sich hat.

Am nächsten Morgen bei einem ersten Erkundungsspaziergang in den kleinen Ort Playa Santiago klärt uns unser Reiseleiter Hernan auf.

Playa Santiago
Playa Santiago
Unser Reiseleiter Hernan
Unser Reiseleiter Hernan
Bananenplantagen
Bananenplantagen

Als der norwegische Reeder Thomas Olsen im Jahre 1904 La Gomera betrat, verliebte er sich in diese Insel. Er baute sich hier zunächst ein Haus. Dann kaufte er Wasserrechte und Land, legte Plantagen an, exportierte Bananen und Tomaten und verschaffte den Gomeros Arbeit. Er errichtete ein Krankenhaus, ein Kino und Häuser für seine Arbeiter. Später übernahmen sein Sohn Fred mit seinem Bruder die Geschäfte und stiegen mit dem Hotel und der Fähre in den Tourismus ein. Durch den Nationalpark konnte sich der Tourismus zum Glück nicht so ausbreiten, wie auf den großen kanarischen Inseln. Ein absoluter Gewinn für La Gomera.

Am nächsten Tag erkunden wir die Inselhauptstadt San Sebastian. Farbig und lebensfroh kommt sie daher: gelbe Häuser mit grünen und blauen Türen. Die Laternenmasten mit bunten Kränzen für die anstehende Fiesta geschmückt. Ein Hippie mit hochgesteckter Rasta-Frisur sitzt vor der Kirche Nuestra Senora de la Asuncion. Und im hübschem Terrassencafe auf der Plaza de la Constitution trinken ein paar Rentner ihren Cortado. Mir gefällt die Hafenstadt.

San Sebastian
San Sebastian
San Sebastian
San Sebastian

Doch Hernan drängt langsam zum Aufbruch. Die „Queseria Lacabezada“ wartet schon auf uns. Würzigen oder eher milden Käse probieren? Oder doch die verführerisch duftende Käsepaste Almogrote? Zusammen mit dem süßen Palmhonig eine absolute Köstlichkeit.

Nach diesen Schmankerln tut die anschließende Wanderung richtig gut.

Der wilde Norden erwartet uns am vierten Urlaubstag. Auf der Fahrt dorthin wechseln sich wilde und zerklüftete Felslandschaften mit Palmenhainen ab. Das Grün der Landschaft ist Urlaub für meine Augen. Zwischendrin erhasche ich immer wieder einen Blick auf kleine schwarze Strandbuchten. Unser Bus schraubt sich höher und höher die Straße hinauf. War es gerade noch wohlige 23 Grad, als wir losfuhren, haben wir oben im Nationalpark gerade mal 10 Grad. Dass die Insel mehrere Mikroklimas hat, fühle ich nun deutlich. Im feuchten Norden und Osten begeistert der immer grüne Lorbeerwald und im Süden wachsen Bananen, Avocados und Mangos.

Aussicht beim Wandern
Aussicht beim Wandern

Angekommen im wohl schönsten Dorf der Insel – Agulo – scheint wieder die Sonne, Gott sei Dank! Die meisten von unserer Gruppe zücken ihre Kameras. Alles wirkt so ruhig und beschaulich. Der rote Weihnachtsstern leuchtet neben der weißen Hauswand. Ein Oldtimer tuckert über die Straße und fast meine ich auf Kuba zu sein.

Wir fahren weiter zum Informationszentrum des Garajonay-Nationalparks. Von hier spazieren wir zum spektakulären Aussichtspunkt Mirador de Abrante. Eine komplett verglaste Plattform hoch auf einem Berg. Auf das Gefühl „wie in der Luft schweben“ müssen wir leider verzichten. Bauarbeiten, betreten zur Zeit verboten. Schade!

Gut, dann zur Entschädigung wenigstens ein Kaffee. Wir nehmen im angrenzenden Restaurant Platz. Eine andere Reisegruppe ist bereits da. Es geht recht trubelig zu. Der Kellner am Ausschank pfeift auf einmal laut und sein Kollege eilt sogleich herbei und holt die Bestellung ab. Ich denke, andere Länder andere Sitten. In Deutschland gilt Herpfeifen eher als unhöfliche Sitte. Ich registriere dieses Pfeifen weiter und plötzlich dämmert es mir. Das sind die „pfiffigen Gomeros“ von denen meine Kollegin so angetan war. Und richtig. Etwas später gibt es noch eine kleine Vorführung zu „El Silbo“.

Die Einwohner von La Gomera haben eine weltweit einzigartige Pfeifsprache entwickelt. So werden auch heute noch Nachrichten ohne Handy von Tal zu Tal verbreitet. Und auch in den Schulen gehört „El Silbo“ zum festen Unterrichtsinhalt. Seit 2009 gehört die einmalige Pfeifsprache übrigens zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Mirador de Abrante
Mirador de Abrante

Wahnsinn, wie viel und was diese kleine kanarische Insel alles zu bieten hat. Wollt Ihr es auch, so wie ich, etwas ruhiger im Urlaub angehen lassen oder eines der Highlights der Kanaren kennenlernen? Dann ist das Eure Reise!

Mögt Ihr es lieber etwas sportlicher, dann schaut Euch doch mal unsere Trekking-Tour „Bergdörfer und Zauberwald“ auf La Gomera an.

Pfiffige Grüße

Eure Christine