Die Wüste Israels zu Fuß

Im Alten Testament wanderten die Israeliten auf ihrer Flucht aus Ägypten 40 Jahre lang durch die Wüste. Ein Teil ihrer Route führte sie in den Süden des heutigen Israel durch eine karge und bis heute nur spärlich besiedelte Region namens Negev. Der Weg war für Moses und seine Begleiter mit großen Entbehrungen verbunden, aber auch voll mit Wundern und Weisheiten.

Ob man die Geschichten aus der Bibel glaubt oder nicht, eins bleibt sicher: Eine Wüstenwanderung ist auch heute noch eine exzellente Gelegenheit, um die alltägliche Hektik hinter sich zu lassen und mit allen Sinnen in eine andere Welt einzutauchen. In eine Welt, in der zwischen roten Felsen und dornigen Akazien mehr Leben steckt, als es auf den ersten Blick scheint. Im Rahmen unserer Wikinger-Reise „Israel zu Fuß“ begeben wir uns für vier Tage in die unberührte Natur der Wüste Negev… es müssen ja nicht gleich vier Jahrzehnte sein.

Israels Wüste - ein Traumpanorama

Israel: Wüstenpanoramas, die begeistern

Eine Kibbuz-Übernachtung

Um zum Ausgangspunkt unserer Wüstenwanderungen zu gelangen, fahren wir vom Toten Meer aus fast 200 km gen Süden. Aus dem Fenster des Busses sehen wir Dattelpalmen und Herden streunender Kamele an uns vorbeiziehen. Nur vereinzelt tauchen kleine Siedlungen auf. Die Wüste Negev bedeckt gut 60% des israelischen Staatsgebiets, aber nur etwa 8% der Bevölkerung lebt hier.

Gästehäuser im Kibbuz, Wüste

So sahen unsere Gästehäuser im Kibbuz Elifaz aus!

Wir übernachten im Südosten der Wüste im Kibbuz Elifaz, einem von etwa 270 heute noch bestehenden Kibbuzim. Diese Dörfer entstanden vor allem im frühen und mittleren 20. Jahrhundert und sind ein wichtiger Teil israelischer Geschichte. Noch vor der Staatsgründung 1948 lebten hier jüdische Einwanderer in Kollektivsiedlungen. Privateigentum gab es nicht. Alles gehörte der Gemeinschaft und jeder trug etwas zum gemeinsamen Wohl bei. Das Besondere an den Kibbuzim ist, dass es im Gegensatz zu anderen Kollektivsiedlungen wie z. B. den Kolchosen in der Sowjetunion, nie einen staatlichen Zwang gab. Die Menschen lebten und leben freiwillig im Kibbuz und können ihn jederzeit wieder verlassen.

Die Kibbuz-Übernachtung ermöglicht uns nicht nur einen schnellen Zugang zur Wüste, sondern auch einen authentischen Einblick in das israelische Dorfleben. So werden im Kibbuz Elifaz neben den orangefarbenen Gäste-Bungalows bis heute Gemüse, Datteln und Gewürze angebaut. Mit ausgeklügelten Bewässerungsmethoden und mittlerweile auch unter Zuhilfenahme von Solarenergie wird die karge Wüste auf nachhaltige Weise fruchtbar gemacht und versorgt Bewohner ebenso wie Gäste.

Ab in die Wüste

Felsformationen in der Negev-Wüste

Fantastische Felsformationen in der Negev-Wüste

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Kibbuz führt unsere erste Wanderetappe durch bergiges Terrain. Die Negev im äußersten Süden Israels ist in erster Linie eine Geröllwüste. Statt endloser Sanddünen prägen hier bizarre Felsformationen und ausgetrocknete Flussbetten, so genannte Wadis, das Bild.

Felsformationen

Die Farben der Felsenkulissen ändern sich schlagartig von Sandtönen über Schwarz bis hin zu knallroten Mars-Landschaften.

Panorama

Unser spektakuläres Tagesziel sind die Canyons des Wadi Amram. Die Einbuchtungen in den gewaltigen Felswänden deuten darauf hin, dass hier bereits vor Jahrtausenden Kupfer abgebaut wurde.

Wadi in der Wüste

Die überschaubare Pflanzenwelt der Negev-Wüste ist vor allem von Akazien und trockenen Sträuchern geprägt. Als Vegetarier in dieser Wildnis darf man nicht all zu wählerisch sein. Den Nubischen Steinböcken, die uns auf unserer zweiten Wanderung regelmäßig über den Weg laufen, scheint es jedoch an nichts zu fehlen. Genüsslich grasen sie an all den dornigen Zweigen herum.

Die Wüste und ihre Bewohner

Nubische Steinböcke

Nubische Steinböcke

International gehört der Nubische Steinbock aufgrund von Wilderei und Lebensraumzerstörung zu den bedrohten Arten. In Israel sind die imposanten Huftiere jedoch streng geschützt und zieren das Logo der Nationalparkbehörde. Mit ein bisschen Glück bekommt man die sandfarbenen Hornträger sogar in ihrem Element zu Gesicht: Beim Kraxeln an steilen Felsklippen. Wie Surfer auf einer Welle gleiten sie förmlich über das Geröll.   

Zur Tierwelt der Negev-Wüste gehören auch zahlreiche Arten, die man schnell mit Afrika in Verbindung bringt: Hyänen, Gazellen, Schakale und bis vor einigen Jahrzehnten sogar Leoparden (leider mittlerweile ausgestorben).

Klippschliefer

Sieht aus wie ein großes Meerschweinchen und lebt in der Wüste: der Klippschliefer

Ein besonders putziges Tierchen, das nur in Afrika und Vorderasien vorkommt, leistet uns beim Wandern Gesellschaft: der Klippschliefer. Ähnlich wie die Steinböcke kennen auch diese Pelzknäuel keine Höhenangst und erklimmen – wie ihr Name vermuten lässt- meterhohe Klippen. Obwohl sie wie überdimensionierte Meerschweinchen aussehen, sind sie kurioserweise am nächsten mit dem Elefanten verwandt.

Kappen.Steinschmätzer

Ein Kappen-Steinschmätzer beobachtet uns während der Pause

Bei unseren Pausen bekommen wir immer wieder Besuch von den gefiederten Bewohnern der Negev. Einige Arten, wie der Kappen-Steinschmätzer, sind ausschließlich hier in den Geröllwüsten Vorderasiens zu Hause. Sie brüten in Felsspalten und nutzen die steilen Felswände, um Insekten im Sturzflug zu jagen.

Wüsten-Lifestyle

Wandern in der Wüste

So leicht und spielerisch die wilden Kraxeleien bei den Steinböcken und Schliefern aussehen, so wichtig ist es für uns, das Gelände niemals zu unterschätzen. Eine Wanderung durch die steinige Negev besteht aus täglichen Auf- und Abstiegen (bis zu 700 m auf, bis zu 950 m ab). Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier absolut erforderlich. Belohnt wird man dafür mit großartigen Panorama-Ausblicken.

In der Mittagshitze machen wir eine ausgiebige Pause im Schatten der Schirmakazien. Dabei hat unser israelischer Reiseleiter noch ein Ass im Ärmel – oder genauer gesagt einen Campingkocher im Tagesrucksack. Auf diesem wird jeden Mittag köstlicher frischer Minztee zubereitet.

So ein bisschen Luxus muss man sich eben auch in der Wüste gönnen.

Tee in der Wüste

Eine wohlverdiente Teepause – mitten in der Wüste

Unterwegs auf dem Shvil

Unsere Wanderetappen durch die Negev sind alle Teil des Israel National Trail oder „Shvil“, wie ihn die Einheimischen nennen. Dieser preisgekrönte Wanderweg ermöglicht es, Israel vom äußersten Norden bis zur Küste des Roten Meeres komplett zu durchqueren. Den südlichsten und letzten Abschnitt des Shvil erkunden wir bei unserer finalen Wanderung.   

Die Wüste stellt uns vor Herausforderungen

Auch in der Wüste geht es hoch hinaus

Nur wenige Kilometer entfernt von der ägyptischen Grenze erklimmen wir den Berg Tzfachot. Von hier aus bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf den Golf von Aqaba und ein 4-Länder-Eck, bestehend aus Israel, Jordanien, Saudi-Arabien und der ägyptischen Sinai-Halbinsel. Ob sich der biblische Berg Sinai, auf dem Moses von Gott die 10 Gebote erhielt, tatsächlich auf dieser Halbinsel befunden hat? Darüber ist sich die Forschung bis heute uneinig. Einige vermuten ihn eher in den Bergen, die sich in Blickrichtung Westen auf der jordanischen Seite vor uns auftürmen.

Das Rote Meer

Und zum Abschluss – ein Korallenriff im Roten Meer!

Zum Abschluss steigen wir den Tzfachot über geschlungene Pfade hinab und erreichen an seinem Fuß die Hafenstadt Eilat. Hier können wir am Coral Beach ins Rote Meer springen und die faszinierende Unterwasserwelt des namensgebenden Korallenriffs beim Schnorcheln erkunden, bis die Sonne nach und nach hinter den Bergen der Sinai-Halbinsel verschwindet – ein runder Abschluss für unser kleines Wüsten-Abenteuer im wilden Süden Israels.

Neugierig geworden? Auf unserer Wanderreise 3100 „Israel zu Fuß“ erkundest du zwei Wochen lang die schönsten Wanderrouten des Landes – darunter natürlich auch die Wüste Negev. HIER findest du alle Details!

Bis bald,

Euer Maxim