Neben Enzian und Edelweiß ist auch die Alpenrose eine typische Charakterpflanze unseres europäischen Hochgebirges. Sie ziert seltener als ihre beiden Kollegen Gamsbarthüte, Lederhosen oder Schnapsflaschen. Aber wenn in den Bergregionen ihre Blütezeit kommt, dann prägt sie viel stärker als Edelweiß und Enzian die Landschaft, und für viele Bergwanderer ist sie Motivation für die nächste Tour. Oft riesige Almflächen erscheinen dann wie ein Meer in Rot. Rechts und links der Bergpfade entfaltet sich dann eine verschwenderische Üppigkeit. Ja, die prächtigen Blütenflächen der Alpenrose begeistern. Daher stammt auch der zweite Name der Alpenrose: Almrausch.
Almrausch blüht im Frühsommer.
Die Alpenrose ist eigentlich keine Rose. sie gehört ganz allgemein zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Sie ist darin ein Rhododendron, immergrün, wird bis zu einem Meter hoch und blüht von Mai bis Juli. Dann überzieht sie oft ganze Hänge mit ihrem leuchtend roten Blütenteppich. Der markante Busch hat übrigens einen Migrationshintergrund: Er stammt aus Innerasien.
Sind Alpenrosen Geologen?
Bei unseren Wanderungen in den Alpen finden wir zwei verschiedene Arten von Almrausch. Dies ist sehr interessant, denn die jeweilige Art zeigt uns, ob wir im Kalkgebiet unterwegs sind, oder im Urgestein. Ersteres sind gehobene Meeressedimente, die im Norden und im Süden der Alpen vorherrschen, letzteres sind saure Gesteine wie Granit und Gneis, die aus flüssiger Magma entstanden sind.
Die bewimperte Almrose
Auf den Sedimentgesteinen den nördlichen und südlichen Kalkalpen wächst die bewimperte oder bärtige Alpenrose (Rhododendron hirsutum). Zwischen 600 und 2500 m Höhe existiert sie an steinigen Hängen und im lichten Unterholz. Die Unterseite ihrer Blätter ist mit feinen Härchen überzogen. Daher stammt ihr Name.
Rätsel gefällig? Eine Rose ohne Dornen… aber giftig…
Die rostblättrige Almrose
Die andere Art ist die rostrote oder rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum). Diese finden wir vor allem in den silikatischen Zentralalpen. Wenn wir Das Blatt der rostblättrigen Alpenrose umdrehen, erkennen wir sofort, woher der Name stammt. Die Unterseite der Blätter wirkt rostig rotbraun. Die Oberseite der Blätter ist bei beiden Arten dunkelgrün, wie man es auch von anderen Rhododendren kennt.
Die rostblättrige Alpenrose findet der Wanderer auch in mediterranen Gebirgen, so z.B. in den Pyrenäen, dem Appenin, den Karpaten oder auf dem Balkan.
Die Rostblättrige: Die Unterseiten der Blätter wirken verrostet.
Obwohl wir hier einen Hochgebirgsspezialisten vor uns haben, ist die Alpenrose sehr frostempfindlich. Sie verfügt aber über mehrere Tricks, die das kompensieren. Spaltöffnungen in den Blättern schließen sich bei Wind. Im Winter kann die Pflanze ihren Wasserhaushalt anpassen, aber sie braucht auch eine Schneedecke, die die Alpenrose vorm Erfrieren schützt.
Rose als Unkraut?
Bei den Almbauern gilt die Alpenrose als Weideunkraut. Sie ist stark giftig, kann bei Verzehr auch dem Menschen gefährlich werden und wird von Kühen nicht gern gefressen. Daher bleibt die Alpenrose unberührt, während andere Büsche und Kräuter vom Almvieh abgeweidet werden. Früher haben die Hirten daher die Alpenrose von den Hochweiden entfernt und verbrannt. Heute, wo viele Almen nur noch wenig intensiv genutzt werden, finden wir die schönen großen Flächen, die uns zur Blütezeit so begeistern.
Almrausch breitet sich auf den Almen immer weiter aus.
Übrigens: Hobbygärtner können sich die Alpenrose auch nach hause holen. Kleine Kinder sollte man aber wegen der Giftigkeit von der Alpenrose fern halten.
Wenn Euch die Alpenpflanzen interessieren, schaut Euch auch den Beitrag zum Edelweiß an. Bei nächsten Mal zu diesem Thema berichte ich Euch dann etwas über Enzian.
Bleibt gesund und munter!
Euer Andreas