Äthiopien – Afrika pur: wild und geheimnisvoll / Teil 1

Äthiopien – Wiege der Menschheit, des Christentums, Königreich der Königin von Saba und Herkunftsland des Kaffees. Ein Land das auf den Reisekarten der meisten Menschen unberücksichtigt bleibt und doch so viel zu bieten hat. Umso lohnender ist ein Besuch, da Massentourismus hier wirklich noch ein Fremdwort ist.

Anreise

Begegnung auf dem Mercato in Addis
Begegnung auf dem Mercato in Addis

Mit Ethiopian Airlines flogen wir von Frankfurt über Nacht nach Addis Abeba, übersetzt „Neue Blume“. Königin Taitu gab der Stadt den Namen aufgrund ihrer warmen Quellen und weil sie vorhersah, dass hier etwas Großes entstehen würde. Und das ist es tatsächlich. Addis Abeba hat in Afrika den Ruf, den Berlin in Europa hat. Es ist hip, frech, jung und voller Möglichkeiten für Start-Up Unternehmen. Nachdem wir unsere Koffer geholt, Geld getauscht und den Reiseleiter gefunden hatten, machten wir uns zunächst für einen kurzen Zwischenstopp auf zum Hotel. Nach einer kurzen Auffrischungspause begann unsere Stadtrundfahrt. Wir besuchten den Hausberg von Addis, den Entoto, besichtigten die berühmten Gebeine von Lucy, unserer Vorfahrin, durchlebten den Trubel des Mercato und tranken schließlich unseren ersten äthiopischen Buna (Espresso). Kein Wunder also, dass wir nach diesem ereignisreichen ersten Tag abends geplättet in die Betten fielen.

Inlandsflug nach Bahir Dar

thiopian Airlines - Inlandsflug
Ethiopian Airlines – Inlandsflug

Der nächste Morgen begann um 04:00 Uhr. Ein erster Stromausfall beim Frühstück (innerhalb von 5 Minuten sind diese meistens vorbei) brachte uns den Vorgeschmack auf weitere während der Reise. Gegen sieben Uhr saßen wir dann bereits im Flugzeug für den Inlandsflug nach Bahir Dar, malerisch am Tanasee gelegen. Eine Bootsfahrt auf diesem brachte uns zur Zeghe-Halbinsel, die wir wandernd erkundeten. Vorbei an blühenden Kaffeesträuchern ging es bergauf zur Rundkirche „Ura Kidanemihret“, die in typisch äthiopischer Bauweise errichtet ist. Ein Mönch erläuterte uns die wichtigsten Malereien. Einfach nur beeindruckend! Auf dem Rückweg zum Boot nahmen wir an unserer ersten Kaffeezeremonie teil. Weihrauch wird verbrannt, der Kaffee zunächst frisch über dem Feuer geröstet, anschließend gestampft und letztendlich drei Mal in einer Lehmkanne aufgekocht. Die schwarze Flüssigkeit, die sich anschließen in unsere Tassen ergoss, war so reich an Aromen mit unserem europäischen Kaffee nicht zu vergleichen!

Am Nachmittag unternahmen wir eine weitere Wanderung, dieses Mal zu den berühmten Fällen des blauen Nils. Es mag an der Trockenzeit und/oder auch an dem naheliegenden Kraftwerk gelegen haben, aber von den ursprünglich imposanten Fällen ist nur noch ein kleiner Fall übrig. Die Wanderung dorthin jedoch bot unglaubliche Panoramen in der späten Nachmittagssonne. Ein Flöte spielender Junge ergänzte die Szenerie mit seiner Musik zu einem beinahe mythischen Erlebnis.

Auf nach Gondar

Der nächste Tag brachte uns weiter nach Norden, nach Gondar. Eine der vier ehemaligen Hauptstädte des

Engelsdecke
Engelsdecke

abessinischen Reiches. Erhalten ist bis heute der Gemp, der Palastbezirk mit zahlreichen Burgen äthiopischer Könige. Eine lokale Führerin erläuterte uns die Geschichte und Bauweise. Außerhalb des Bezirkes liegt ein wenig verwunschen das Wasserschloss von Fassilades. Stark verwurzelte Feigenbäume umgeben das Wasserbecken und mit ein wenig Glück lassen sich die ersten Hornvögel beobachten.

Bevor wir Gondar am nächsten Tag verließen, besichtigten wir noch die berühmte Debre Selassie Kirche mit der „alles sehenden Engelsdecke“. Ein langer Fahrtag sollte uns ins Simiengebirge, nach Debark, bringen. Eine Wikingerreise wäre aber keine Wikingerreise, wenn man unterwegs nicht doch noch eine kleine Wanderung einbauen könnte. In der Kossojeregion begaben wir uns abseits der Straße auf Wanderung. Wir marschierten durch Eukalyptushaine und kleine Dörfchen, immer mit großartigen Ausblicken auf das zerklüftete Gebirge. Großartig!

Im Simien-Nationalpark

Von Debark aus ist es nur ein Katzensprung in den Simien-Nationalpark. Über eine rumplige Schotterpiste geht es hinauf in die Berge. Schon kurz hinter dem offiziellen Einlasstor erblicken wir vom Bus aus die ersten Gruppen von Dschelada-Affen. Nach einigen Metern mehr haben wir unseren Wandereinstieg erreicht. Durch eine trockene und doch vielfältige Vegetation wandern wir im leichtem Auf und Ab. Immer ein grandioses Panorama vor Augen. Am Wegesrand entdecken wir giftige Stechapfelsträucher und prächtige Greifvögel. Kurz vor dem erreichen unseres Picknickplatzes dann das Highlight: Erst kam uns eine ganze Familie Dscheladas entgegen, die unseren Weg aber schnell gequert haben und weiterliefen, dann trafen wir eine Gruppe von Junggesellen. Diese waren eher desinteressiert und sehr unbeeindruckt von uns und unseren Kameras, sodass wir unglaublich nah kamen und tolle Fotos schießen konnten. Echt ein Erlebnis!

Nach dem Picknick unternahmen wir eine zweite Wanderung entlang der Steilkante. Ziel, ein spektakulärer Blick auf einen Wasserfall. Mich faszinierte aber eher die Vegetation unterwegs. Knorrige Bäume mit Flechten behangen, kniehohe Gräser, ein Springbock der sich im Dickicht versteckt. Natur pur!

Die Stelen von Axum

Stelen von Axum
Stelen von Axum

Nach dem Naturerlebnis wurde es am nächsten Tag wieder städtischer. Gegen Nachmittag kamen wir in Axum an und hatten vor dem Abendessen noch Zeit den Ort auf eigene Faust zu erkunden. Am Folgetag warteten dann die Highlights des Ortes auf uns. Zunächst fuhren wir zum Kirchenkomplex, wo auch die Bundeslade der Legende nach aufbewahrt wird. Ein kleines Kirchenmuseum gibt einen umfassenden Einblick in die Tiefe Religiosität des äthiopischen Christentums. Fußläufig von dort erreichbar ist das berühmte Stelenfeld mit dem „größten von Menschenhand gefertigten Monolithen. Imposant ragen diese auf. Nach zwei weiteren Besichtigungspunkten unseres Vormittagsprogramms, entschloss sich ein Teil der Gruppe für einen fakultativen Ausflug nach Yeha am Nachmittag. Dort fand gerade eine Ausgrabung des Deutschen Archäologische Institutes statt und wann hat man schon mal die Möglichkeit live bei einer Ausgrabung dabei zu sein?! Da rückte der imposante Mondtempel beinahe schon in den Hintergrund.

Mythos Lalibela

Per Inlandsflug verließen wir Axum und erreichten schließlich Lalibela. Für einige Gäste das Highlight der Reise. Zunächst besuchten wir den lokalen Wochenmarkt. Gewürze, Salz aus der Danakil-Senke, Haushaltswaren und Kleidung türmten sich neben Vieh auf dem Platz. Farben und Düfte vermischten sich mit dem lauten Gelächter und den Gesprächen der Einheimischen. Und wir mitten drin! Wow!
Nach einer Mittagspause machten wir uns aber zu den Monumenten auf, für die Lalibela berühmt ist: die Felsenkirchen. König Lalibela ließ insgesamt elf Felsenkirchen aus dem Fels hauen, angeblich mit Hilfe von Engeln. Diese sind in zwei Gruppen aufgeteilt, das himmlische Jerusalem und das irdische. Die „irdischen“ Kirchen wollten wir uns als erstes anschauen. Imposant ragen die Wände empor. Unvorstellbar wie diese Kirchen ohne moderne Maschinen aus dem Felsen geschlagen wurden. Jede Kirche hat eine andere Bauart und eine Eigenschaft die sie von den anderen unterscheidet. Ein wahres Abenteuer all das zu entdecken. Bevor man die einzelnen Kirchen betritt heißt es immer „Schuhe aus“, Sandalen oder leichte Halbschuhe sind daher unbedingt empfohlen!

Lalibela von Oben

Am nächsten Morgen waren wir mal wieder früh unterwegs! Gegen sechs Uhr marschierten wir vom Hotel los, damit wir unsere Wanderung vor der großen Mittagshitze beenden würden. Vom Ortskern Lalibelas aus führte unser Weg bergauf. Schnell verließen wir die städtische Gegend und befanden uns schon bald zwischen Feldern und Weiden. Weiter bergauf führte uns ein schmaler Pfad zur Asheten Mariam Kirche. Ein Priester zeigte uns im Schein einer Kerze die Kirchenschätze. Hunderte Jahre alte Handschriften, Ikonen und Tragbare Altare. Eine andächtige Stimmung breitete sich angesichts dieses Erlebnisses bei uns aus. Nach dem Kirchenbesuch genossen wir von einem Felsplateau aus die Aussicht, doch wir blieben nicht allein. Schnell gesellten sich Äthiopier zu uns, die sich interessiert mit uns unterhalten wollten.

Am Nachmittag besichtigten wir dann die Kirchengruppe des “Himmlischen Jerusalems“, sowie die abseits stehende und berühmteste der Kirchen, die Heilige Georg Kirche. Diese ist einmalig durch ihre Kreuzform und heutzutage die einzige, die nicht über ein Schutzdach verfügt, sodass man sie von Oben bestaunen kann. Mich überfiel eine Art Ehrfurcht, als ich die Kirche sah, war sie für mich vorab mit einer der wichtigsten Gründe diese Reise anzutreten. Aber auch meine Mitreisenden waren gebannt und fasziniert von ihrem Anblick. Fotos können dies nur schwer wiedergeben.

Bereits in Lalibela feierten wir Abschiedsabend. Und zwar vom nördlichen Teil Äthiopiens. Geschichtsträchtige Bauwerke, Legenden und Mythen der Königin von Saba und die tiefe Verbundenheit ins Christentum waren unsere Begleiter. Per Inlandsflug verließen wir den Norden und machten uns auf, den ursprünglichen Süden zu erkunden.

Wie die Reise im Süden weiterging erzähle ich euch beim nächsten Mal!

Bis dahin,
dena holu,

Eure Nicole